
Ihre Meinung zu Genozidforscher: Warum "Entschuldigung" so schwierig ist
Zu Zehntausenden ermordeten deutsche "Schutztruppen" Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika. 100 Jahre nach Ende der Kolonialherrschaft fällt die Auseinandersetzung darüber weiter schwer. Warum, erklärt Genozidforscher Medardus Brehl im Interview mit tagesschau.de.
Völkermord fokussiert auf eine ganz bestimmte Intention des oder der Mörder: Sie wollen Menschen (allein) wegen ihrer völkischen Zugehörigkeit vernichten. Wer seine beiden einzigen Nachbarn aus einem anderen Volk tötet, ist ein Völkermörder, wer 10.000 Menschen seines eigenen Volkes weden der Weltanschauung, Religion, Geschlecht oder was auch immer umbringt, ist "nur" ein Massenmörder, z.B. Pol Pot. Diese Spitzfindigkeit der Definition macht den Begriff fast unbrauchbar in der moralischen Beurteilung. Jeder, der andere Menschen ermordet, ist ein Mörder, wer dies oft tut, ein Massenmörder. Zusätzlich verwerflich ist es, dies - ich würde jetzt eigentlich schreiben "nicht aus gutem Grund", aber es gibt keinen "guten Grund" zu morden - wegen irgendwelcher Vorurteile wegen Weltanschauung, Religion, Rasse, Geschlecht, und und und zu tun. Aber das sollte nicht den großen Unterschied machen. Mord ist Mord und je gewissen- und rücksichtsloser, desto schlimmer.