Eine Discount-Supermarktkette engagiert eine Rapperin für ein Werbevideo über Lauch - und der Clip geht auf TikTok viral. Was das über die Strategien der Marketing-Profis verrät. Von Moritz Zimmermann.
Ein Discounter engagiert eine Rapperin für ein Video bei Tiktok. Spannend. Bedeutet dies vielleicht, dass Aldi Süd die Zukunft des jahrzehntealten Konsummodells "Supermarkt" bei den jungen Zielgruppen, den Kunden der nächsten Jahrzehnte, bedroht sieht? Angesichts Genossenschaftsideen, Direktvermarktung, plattformgestützten Lieferdiensten, wachsenden Anteilen von Single-Haushalten? Droht dem "Dinosauerier des Kapitalismus" Discounter ein ähnlicher Untergang mittels "Abstimmen mit den Füßen" wie etwa den Amtskirchen im Land? Und hat womöglich "Corona" diesen Prozess noch beschleunigt?
Erstmal bedeutet es nur, dass auch die Dinosaurier unter den Supermärkten überlegen, wie sie ihre Werbung preisgünstiger unter die Leute bringen. Und die müssen da abgeholt werden, wo sie sich aufhalten. Die zukünftigen Zielgruppen bewegen sich eben oft im Internet und Tiktok ist ein beliebtes Format. Wenn diese Werbung dann auch noch originell ist, umso besser.
Aber in allererster Linie geht’s auch bei Aldi um Geld. Und die Werbeagenturen werden sicher nicht auf sich warten lassen, mit dem Einstieg bei Tiktok. Sicher haben die alle schon ein Standbein dort.
"wie sie ihre Werbung preisgünstiger unter die Leute bringen"
Und da die ersten bereits ihre 'Werbeprospekte' per Briefkasten einstellen, muss die Info natürlich auf andere Weise raus..
"Bedeutet dies vielleicht, dass Aldi Süd die Zukunft des jahrzehntealten Konsummodells 'Supermarkt' bei den jungen Zielgruppen, den Kunden der nächsten Jahrzehnte, bedroht sieht?"
Nein. Aldi Süd hat einfach nur einen Weg gesucht und gefunden, mit dem sie auch die jüngste Zielgruppe erreichen kann.
"Angesichts Genossenschaftsideen, Direktvermarktung, plattformgestützten Lieferdiensten, wachsenden Anteilen von Single-Haushalten?"
Schätzen Sie doch mal, welcher Anteil der jungen Erwachsenen sich in Genossenschaften engagiert oder direkt beim Erzeuger kauft. Ich tippe auf eine Zahl im Promillebereich. Eine dauerhafte Versorgung über Lieferdienste muss man sich leisten können und einen Single-Haushalt assoziiere ich eher mit Tiefkühlpizza als mit einem idealistischen Konsumverhalten.
"einen Single-Haushalt assoziiere ich eher mit Tiefkühlpizza als mit einem idealistischen Konsumverhalten."
Nur sind Ihre Assoziationen ohne jede Aussagekraft.
Eine Statistik zum Konsumverhalten in Singlehaushalten wäre ein konstruktiver Diskussionsbeitrag gewesen. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.
Richtig. Statistiken sind allemal hilfreicher als Assoziationen, um Behauptungen zu unterfüttern.
Meine Vorstellung vom Konsumverhalten in Singlehaushalten basiert auf meinen persönlichen Erlebnissen. Das ist keine belastbare Statistik, aber wesentlich fundierter als Ihre unbegründete Behauptung, dass meine Assoziation keine Aussagekraft hätte.
Falls Sie eine Meinung über das Konsumverhalten haben, sollten Sie diese hier kundtun. Ihre Meinung über meine Aussagen interessiert hier nur, wenn Sie diese auch sachlich begründen können.
Auch meine Vorstellung vom Konsumverhalten in Singlehaushalten basiert auf meinen persönlichen Erlebnissen. Schnell gecheckt: Vier der fünf Singlehaushalte, die ich spontan vor Augen habe, kochen täglich selbst, kaufen Biolebensmittel und niemals Tiefkühlpizza. Das ist genauso (ir)relevant wie Ihre Aussage.
Ihre Beobachtungen sind keinesfalls irrelevant, sondern zeigen einen weiteren Ausschnitt des Gesamtbildes.
Wissen Sie zufällig auch, ob ihre Bekanntschaften auf das Bio-Sortiment von Aldi zurückgreifen? Die Tiefkühlpizzen aus meiner Studienzeit kamen vom nächstbesten Discounter. Heute kaufe ich bewusst ein, habe explizite Bioläden aber bisher gemieden (bzw. auch gar nicht in der Nähe).
Eine meiner Bekannten wohnt in Österreich und kauft dort oft bei Hofer, dem Aldi-Äquivalent. Die anderen kaufen auf dem Markt/im Bioladen. Wobei eine, glaube ich, manchmal auch irgendetwas beim Discounter kauft. Aber kein Gemüse.
So viele Junge leute gibts dann doch nicht, daß der Supermarkt ausstirbt. Selbst wenn die 3 jahre zum Biomarkt tingeln, irgendwann merken die, daß das zu umständlich ist, zu lange dauert, zu teuer ist, und auch nicht besser, als im Supermarkt.
Als Studenten wollten wir auch alles anders machen. Dann musste man den Kram selbst bezahlen. Und vorbei war unser "komplett anderes Leben"
Aber Kohl war doch immer schon auch ein beliebter Bestandteil deutscher Gemüsegärten und der deutschen Küche. Dafür musste man früher gar keine Werbung machen, weil jede Hausfrau ihn kannte. Außerdem ist er sehr gesund und hat viel mehr an Vitamin C als Zitrusfrüchte. Und ist deshalb auch zum passenden Zeitpunkt im Herbst erntereif. Pünktlich zur Erkältungssaison.
Wie kommen Sie jetzt von Lauch auf Kohl?
Gute Frage, die ich mir auch gerade stelle. :)
Keine Ahnung. Da hat es mich in meiner Begeisterung für jedwedes Gemüse aus der Kurve getragen.
Jetzt weiß ich es wieder. Einer der anderen Kommentatoren hatte sich despektierlich über Brokkoli geäußert.
So viele Junge leute gibts dann doch nicht, daß der Supermarkt ausstirbt. Selbst wenn die 3 jahre zum Biomarkt tingeln, irhendwann merken die, daß das zu umständlich ist, zu lange dauert, zu teuer ist, und auch nicht besser, als im Supermarkt.
Ich habe schon so oft grüne Ideologien am Geldbeutel zerschellen sehen. Als Studenten wollten wir alles anders machen. Dann musste man den Kram selbst bezahlen. Vorbei war die Ideologie.
Ich musste meinen Kram auch schon als Student selbst bezahlen, Sie nicht?
ich nicht !
auch meine Tochter nicht
im übrigen, so vermute ich, meinte er wohl, als er Student war, in einer anderen Stadt wohnte, zumindest einen eigenen Haushalt führte
"Du Keks" ist ein Schimpfwort.
"Du Cracker" ist das Gegenteil.
Sie meinen bestimmt "Kek" (gesprochen "keck"). Das ist ein aktuelles Schimpfwort.
Du Scherzkek … ? Sie meinen bestimmt Scherzkeks (ausgesprochen wie geschrieben), voll im Trend.
Bei "Keks" denke ich an etwas Essbares oder den Hund von Löwenzahn. Als Schimpfwort benutzt den in meinem Umfeld keiner.
Die Kampagne ist offenbar super. Auch Menschen wie ich, die nicht auf TikTok sind und den Namen der Rapperin vorher nie gehört haben, diskutieren hier über Lauch. Und vor allem über Aldi. Das ist viral. Billiger Clip, bisschen Gage für die Künstlerin, kein Geld für die Ausstrahlung im TV und trotzdem erreicht Aldi selbst Kunden weit außerhalb der eigentlichen Zielgruppe. Besser kann es nicht laufen.
50Prozent der Werbung sind für die Katz, das galt schon immer. Bis heute weiß nur niemand so richtig, welche 50 Prozent es sind und auch bei denen neuen Medien bleibt das so. Insofern bin ich ganz beruhigt, dass sich doch nicht alles ändert.
Auf den ersten Blick finde ich Werbung für dieses leckere Gemüse eigentlich ok. Wenn man so betrachtet, was sonst alles so beworben wird.... und manche TicToc-Rapexperten brauchen vielleicht wirklich sowas wie Aufklärung über Lauch. Was das ist. Was das kostet. Was man damit machen kann... Ist ja selten Junkfood-Zutat... Ich würde und werde Porree auch ohne Werbung kaufen (noch lieber: essen). Obwohl... bitte nicht übertreiben mit der Werbung, denn ich funktioniere konsumstrategisch so, dass ich grundsätzlich keine Produkte kaufe, für die exzessiv oder gar aggressiv geworben wird. Je mehr Werbung, desto schlechter oder nutzloser das Produkt (private Erkenntnis ohne Missionsanspruch oder sowas).
Lauch-Tipp: einem Eintopf fünf Minuten vorm servieren noch eine Handvoll ziemlich dünn geschnittener Lauchscheiben hinzufügen, besagte 5 Minuten ziehen lassen, umrühren und dann... ein verblüffender Effekt. Wers nicht ausprobiert verpasst was.
Gern geschehen. Guten Appetit.
Oh, es ist so ein Segen der "glücklichen Unwissenheit", dass ich ohne jedwede "Soziale" Medien von all dem rein gar nichts mitbekomme - außer es kommt in den "old School" Medien oder im Umfeld erzält es wer.
Das ich goldrichtig liege sagt mir auch eine aktuelle News: Betrüger "erzeugen" echte Stimmen durch KI - und man rate mal woher diese Stimmvorlagen kommen: "Soziale" Medien!
Wir konsumieren selbst angebauten Lauch seit vielen Jahren, ich lasse mich grundsätzlich von keinem Beeinflusser zu irgendetwas „liken“.
"Warum ein Discounter bei TikTok für Lauch wirbt."
Ganz einfach weil es dieses Jahr eine Rekordernte bei Lauch gibt, er ihn billig einkaufen kann. Sich durch die Werbung verspricht gute Geschäfte damit zu machen und richtig absahnen möchte.
Mir war das Wort für Menschen nicht bekannt, die Dame kannte ich auch nicht.
Aber Lauch gibt es bei uns schon immer zu essen, und das ganz ohne Werbung ;-)).
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Ich bin nicht auf Tiktok. Aber Lauchwerbung dort ist m. M. nach nichts Schlimmes. Ich denke, das ist auch eher PR als Produktwerbung. Schlimm wäre es, wenn politische Parteien dort PR machen würden, denn das Diskursniveau auf Tiktok ist unterirdisch. Aber der Trend geht generell zu den kurzen, schnellen Formaten. Ich finde das schrecklich, bin aber Ü60 und in der analogen Kultur der Nachkriegszeit sozialisiert. Da kam Lauch nur in der Gemüseabteilung vor, im Garten oder im Einkaufsprospekt, Kochen war Sache der Hausfrau und freitags gab es Fisch.
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… und wenn Sie uns was hätten mitteilen wollen, hätten Sie uns einen Brief geschrieben.