Passagiere am Flughafen in Kabul

Ihre Meinung zu Vormarsch der Taliban: Wer kann, verlässt Afghanistan

In Afghanistan haben die Taliban mit Dschalalabad auch die vorletzte Großstadt kampflos erobert. Die Angst vor den Islamisten ist groß im Land - viele Menschen flüchten. US-Präsident Biden drohte den Taliban.

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Kommentare

Stein des Anstosses
Vielen Dank, Herr Trump

Man sieht nun nach dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Nordsyrien ein zweites Mal, welche konkreten Auswirkungen die Worte „America first“ für manche Menschen und Staaten haben: sie werden aufgegeben.

Wie General Domröse sagt: mit der Ankündigung auch ungeachtet einer geschlossenen Vereinbarung rauszugehen, hat man den Taliban freie Hand gegeben.

Ich kann verstehen, dass das amerikanische Volk kriegsmüde ist, so dass Biden die bereits vorhandene politische Agenda nicht mehr drehen konnte.

Als wären diese Schmach jetzt und das zu erwartende Schicksal der afghanischen Bevölkerung nicht schon Grund für eine Depression genug, Mister Trump wird im Wahlkampf der Midterms noch einen draufsetzen:

Schuld an dem Desaster wird nicht er sein, sondern der sozialistische Biden, der für diese Niederlage der USA vor aller Augen der Welt verantwortlich sei.

John Koenig
Schmerzliche Wahrheit

Wir müssen erkennen dass Geld , Ausrüstung und Soldatenleben für nichts geopfert wurden , der Westen hat sich von der afghanischen Regierung und auch von der afghanischen Bevölkerung täuschen lassen .
Man dachte sich dass man nur lange genug ausbilden , finanzieren und reden müsste um eine tiefgreifende Änderung Afghanistans in Richtung Demokratie zu erreichen .
Das war eine schmerzliche Täuschung .
Der überwiegende Teil der Afghanen will es anscheinend so und die die es nicht wollen ziehen ein bequemeres Leben in Europa ( Deutschland ) vor .
Wir sollten also ein Afghanistan unter Talibanherrschaft als von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung gewollt aktzeptieren und dadurch natürlich auch ein eventuelles Anrecht auf Asyl in Deutschland hinterfragen .
Die Bevölkerung zusammen mit der Afghanischen Armee hätte genügend Ressourcen und Möglichkeiten gehabt es zumindest zu versuchen sich zur Wehr zu setzen . Das wurde augenscheinlich nicht einmal im Ansatz versucht .

melancholeriker
um 10:06 von Tada

,,Mein Schwager war in Afghanistan stationiert.

Kurz und bündig:
Er sagt, da herrscht einfach eine andere Mentalität und ist mit unserer nicht vergleichbar.
Nicht schlecht, aber die haben da wirklich andere Vorstellungen, Sorgen und Probleme, als unsere Frauenrechte und Demokratie."

Ja, unsere Demokratie ist natürlich ein Problem und das führt zwangsläufig zu dem nächsten. Was wollen diese endogen konservativ zur Welt kommenden und ,,Glauben" exekutierenden bärtigen Männer auch tun als das Recht auf schlechte Behandlung von Frauen zu verteidigen. Warum sollen diese Sinnerfüllung, Spaß und Lebensfreude haben, wenn Mann selbst nichts darf als ,,Gottes Zorn" auf Erden zu vollstrecken, der in Wirklichkeit der eigene ist. Das hat so garnix mit Mentalität zu tun. Hätten wir hier gerne. Dann kann man innerlich ,,abziehen". Das geschah auch bei uns ab 33. Einschüchterung, Terror und Gewalt führen nicht zu Mentalität, nur zu heftigen Kettenreaktionen der Unterdrückung bis zur Schwächsten.

Tada
@ Klärungsbedarf

"um 10:12 von weingasi1 >>An diesem Land und seiner Struktur haben sich mittlerweile fast alle die Zähne ausgebissen, ohne Erfolg.
Vllt sollte wirklich China sein Glück dort versuchen.
<<

Sie meinen die Chinesen, die den Islam zutiefst lieben, wie man an den Uiguren sieht ?" Am 15. August 2021 um 10:28 von Klärungsbedarf

*

Es kommt auf die Islamrichtung an, ob man Islam akzeptiert.

Das gilt natürlich auch für andere Religionen.

Keine Religion oder Strömung, die die staatliche Ordnung nicht akzeptiert wird irgendwo gerne gesehen.

das ding
Versaubeutelt

Das ganze Konzept der USA war sowieso falsch, da es von deren (!) millitaerischem Standpunkt gepraegt war als auch, in Hinblick auf Regierungsform, ein westliches zentralistisches System im Auge hatte. Exopertenmeinungen dazu wurden wie so ueblich ignoriert. Die sogenannte Kampfstaerke der afgh. Truppen ist ingesamt ein Witz, und ein Wunschdenken weiterhin aufgrund der Eitelkeiten von Generaelen und Entscheidungstraegern, insbesondere aus den USA. Fakt ist ebenso, das die Taliban Monster (Bestien in Menschengestalt, und das ist auch philosophisch belegbar und hat nichts mit Anti-humanismus oder sowas zu tun) sind, ich habe null Verstaedniss fuer den Standpunkt, dass die sich nur "ihr" Land zurueckholen. Die Sache ist versaubeutelt worden, wie man so sagt. Es ist nur "gerecht", das sich der Westen schaemen sollte. Viuelleicht wird es mal Geschichtsbuecher geben, in denen dazu Tachales geredet wird. Zur Zeit ist ja selbst Biden auf dem Geschichtsfaelschungstrip.

Thomas D.
10:39 von berelsbub

@ Klärungsbedarf
„Die Taliban hätte man auch schneller und einfacher mit westlicher Militärtechnologie ausstatten können als über den Umweg einer afghanischen Armee.“

Man hat jetzt den Taliban Millardenschwere Bewaffnung seitens der USA übergeben. Die Soldaten der afghanischen „Armee“ werden jetzt auch zu tausenden überlaufen, denn bei den Taliban wird gezahlt und man arbeitet dann zumindest aktuell beim Sieger

So sieht es aus. Im Angesicht der möglichen Konsequenzen, die einem Armeesoldaten bzw. höheren Rängen drohen, sollte sie von den Taliban ergriffen werden, werden sie sehr schnell ihre Unterstützung und Waffen, Munition und vor allem Know-How anbieten.

Was sollen die Leute machen? Sie haben keine Chance.

Nicht einer der stolzen und kampferprobten Foristen hier, der die Deserteure als „Feiglinge“ bezeichnete, würde einer „intensiven Befragung“ durch die Taliban mehr als zehn Sekunden standhalten.

Miauzi

Ist schon nicht mehr lsutig wie viele immer noch nicht begriffen haben wer eigentlich die Taliban sind...
..denn diese sind (oh Wunder) -> Afghanen

Die Taliban sind keine ausländischen Söldner oder Invasoren - ebensowenig Ausserirdische

Nein - sie sind Teil der Bevölkerung dieses Landes.
Ja sie sind fanatische radikalisierte religiöse Extremisten
aber
in ihren Augen verteidigen sie selbst ihr Land gegen ausländische Invasoren - achtung wir hier im "Westen sind damit gemeint"
--
Das die Talian überhaupt seit 20 Jahren so umfänglich operieren können liegt im wesentlichen daran das Pakistan der logistische Hauptunterstützer ist.
Natürlich nicht offiziell - aber wesentliche Teile des dortigen Geheimdienstes machen längst ihr Ding - das die jeweilige Regierung will oder nicht scheint offensichtlich komplett egal zu sein.
Darum tobt ja auch in Pakistan ein im Westen kaum beachteter Bürgerkrieg - die religiöse Radikalisierung beginnt auch Pakistan zu zersetzen.

das ding
10:43 von DerVaihinger

"Angesichts des geringen Widerstandes gehe ich davon aus, dass die Zahl der Unterstützer sehr hoch ist."

Sie haben eine unerhoert hohe Meinung vom Homo Sapiens, insofern er entweder aktiv was unterstuetzt oder aktiv was bekaempft? Leider falsch. Die meisten haben naemlich nur Angst, lancieren sich durch, laufen unter dem Radar mit. Vorallem denn, wenn brutale bewaffnete Fanatiker keine zehn Meter entfernt auf Patroullie sind.

das ding
10:52 von Walter2929

"Der Abzug aus Kabul gleicht dem 'Abzug' aus Vietnam. Es ist wohl einfach eine Flucht und man hinterlässt ein unstabiles Land, ein zerstörtes System."

Ein dummer Vergleich. Vietnam ist nicht unstabil und zerstoert haben es nicht die Vietnamesen damals.

Kaneel
Versprechen von Gewaltverzicht der Taliban realistisch?

Die Taliban teilten in einer Erklärung mit, Kabul "nicht mit Gewalt" unter ihre Kontrolle bringen zu wollen. "Niemandes Leben, Eigentum und Würde wird verletzt und das Leben der Bürger Kabuls wird nicht in Gefahr sein."

Allen Menschen, die Kabul verlassen wollten, werde ein sicherer Abzug gewährt werden. Die Taliban-Kämpfer seien angewiesen, Gewaltanwendung zu vermeiden.

"https://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan-kabul-109.html"

Wäre schön, aber ich habe da wenig Vertrauen.

Thomas D.
10:41 von Defender411

Um Afghanistan zu befrieden hätte man die Grenzen zum Land dicht machen müssen, dass keine Waffen mehr ins Land gelangen. …

Es praktisch völlig unmöglich, die Grenzen dieses Landes derartig abzuschotten.

Vielleicht schauen Sie sich den Verlauf mal auf Karten an, damit Sie wissen, wovon Sie reden.

csd0156
Beschämung

Der Fall von Saigon und Kabul. Die Bilder ähneln sich.
Traurig weil die Bevölkerung wieder unter eines menschenverachtenden Regime leiden muss. Verärgert weil die korrupte Regierung und die Armee so feige sind, gegen die Terrorgruppe anzukämpfen. Der Westen hat sie ja dazu erzogen. Und wozu das ganze Opfer an Soldatenleben seit 20 Jahren? Alle westlichen beteiligten Regierungen sollen sich schämen.

Cathy
Na immerhin wurde

„Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland auch am Hindukusch verteidigt.“

melancholeriker
um 10:25 von Sisyphos3 10:06 von Tada

,,...ich weiß es ist jetzt ganz was anderes, wir sind die Guten ! aber wir fühlten uns ja schon immer als "die Guten"
das ist ja unser Problem unsere Arroganz. "

Gut, daß Sie das schon mal erkannt haben. Scheinbar wird der Stein aber davon nicht leichter. In Kabul hat man sicher Verständnis für das Leid, das Sie mit Ihrer Bürde haben und niemand dort wird erwarten, einen wenigstens gewünschten, virtuellen Beistand durch mit Arroganz beschwerte Deutsche zu bekommen. Was sind Sie (inklusive des imaginären WIR) wenn Sie nicht ein ,,Guter" sind?

Messi
Sofort raus aus diesem Trümmerland

Hat ja wohl niemand ernsthaft gedacht dass man einem kulturell und religiös derart anders zusammengesetzten Volk unsere Werte militärisch aufoktroyieren kann?

Kabul wird in spätestens 2 Tagen ohne Gewalt übergeben. Da wird sich niemand "verteidigen", weil die Menschen dort - ganz zum Erstaunen westlicher Imperialisten - gar nichts verteidigen wollen.

Es bleibt zu hoffen dass daraus gelernt wird und militärische Einsätze der Bundeswehr (und anderer westlicher Armeen) mit der fadenscheinigen Begründung der Verteidigung zu unterlassen sind.

Grüsse aus der Schweiz

Thomas D.
Ich frage mich allerdings, …

… warum die entscheidende Rolle Pakistans nicht weiter thematisiert wird. In den mehr als 30.000 Koranschulen dort wird der Nachwuchs radikalislamistischer Menschenfeinde massenhaft herangezüchtet.

„… Tatsache aber ist, dass ein Teil der Koranschulen genau das ist, was auch die Dar ul-Ulum zumindest früher war: Brutstätten des Dschihadismus, die mit ihrer radikalen Auslegung des Islam Gotteskrieger und Selbstmordattentäter heranziehen. …“

(SZ, 17.10.2010!)

Parsec
Machtinteressen

Am 15. August 2021 um 10:58 von BerndK01:
"Für mich hat sich immer die Frage gestellt, was mischen wir uns überhaupt ein in der Angelegenheit anderer Länder? Ich Wirklichkeit ging es immer um Machtinteressen der Großmächte in dieser Region."
Sehe ich nicht so.
Würde es in "diesen" Ländern friedlich(er) und vor allem ohne Terror und Unterdrückung laufen, gäbe es derartig massive Eingriffe garantiert nicht.
Denn die Gefahr ist ja jetzt offensichtlich: eine Gruppe von ewig Gestrigen erobert genau aus dem Grund, den Sie nennen, nämlich "Machtinteresse" das Land Stück für Stück und es darf angenommen werden, dass sie an der Grenze auf Kurz oder Lang nicht Halt machen werden.
Dass darf man nicht dulden. Weltweit.

Klönschnacker
Lage in Afghanistan

Viele, die es jetzt besser wissen, haben 20 Jahre lang geschwiegen. Jeder, der jetzt eine Meinung zu Afghanistan öffentlich kundtut täte gut daran, sich erst einmal mit den Fakten vertraut zu machen. In den letzten 20 Jahren ist in Afghanistan eine Generation herangewachsen, die ein anderes Leben kennengelernt haben. Mädchen durften zur Schule, Jungen mussten nicht schießen. Nur zwei Fortschritte, durch die auch die Taliban jetzt ein anderes Land vorfinden.
Und dennoch ist die westliche Blauäugigkeit im Umgang mit anderen Kulturkreisen nicht nur hier ein Hindernis bei der Bewältigung regionaler Konflikte gewesen. Es bleibt nur zu hoffen, dass unsere Berufsdiplomaten endlich dazulernen.

Olivia59
Biden

"US-Präsident Joe Biden drohte den Islamisten mit "einer raschen und starken militärischen Reaktion", falls diese das US-Personal in Afghanistan gefährdeten."

Ist man also doch noch in der Lage militärisch gegen die Taliban vorzugehen, wenn US-Personal gefährdet ist? Oder bedeutet das dann zielloses Bombardement auf alle?

"Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre US-Militärpräsenz hätten keinen Unterschied gemacht, wenn das afghanische Militär sein eigenes Land nicht halten kann oder will."

Es haben ca. 15 mal mehr afghanische Soldaten als NATO-Soldaten ihr Leben in dem von der USA initiierten Krieg verloren. Mit diesem Satz macht er aus dem militärischem auch noch ein moralisches Versagen.

berelsbub
@ Barbarossa

„Gerade wird in den Medien
bekanntgegeben, daß die Taliban von allen Seiten Kabul umzingeln. Wenn man jetzt bedenkt, daß die Taliban in den eroberten Städten Leute zurück lassen müssen, frag ich mich, woher haben die so unendlich viele Kämpfer.„

Die haben nicht unendlich viele Kämpfer, sondern es reichen ein paar Kämpfer, um ganze Großstädte zu überrennen.
Warum das reicht, dafür liegen die Gründe offensichtlich auf der Hand.
Und da man sich seitens der Armee ergibt und zumindest vorher nicht mal die Waffen vernichtet, sondern diese gleich einsatzbereit übergibt, können Sie sich vorstellen, wie groß auch der geistige Widerstand gegen die Taliban ist...