Wirtschaftsnobelpreis für Richard Thaler

Ihre Meinung zu Wirtschaftsnobelpreis: Thaler, der Mann für "praktische Lebenshilfe"

Nicht nur Kopf, sondern auch Bauch: So treffen die Menschen in Wahrheit wirtschaftliche Entscheidungen, zeigt der US-Verhaltensökonom Richard H. Thaler mit seiner Forschung. Dafür wurde der 72-Jährige nun mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Von Steffen Clement.

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13 Kommentare

Kommentare

nikioko
Es gibt keinen Wirtschaftsnobelpreis!

Der heute verliehene Preis ist trotz anderer Behauptungen kein Nobelpreis und ist auch nie einer gewesen. Er wird nicht in Nobels Testament erwähnt und auch nicht aus seinem Vermögen finanziert.
Und wenn man sich die Präsentation auf dem Bild anschaut, dann steht da auch "Prize in Economical Sciences" und nicht "Nobel Prize".
Zudem läuft der Preis auch dem Sinn von Nobels Testament zuwider: Nobel hat aus wirtschaftlichen Gründen sehr viel Geld mit seinen Sprengstoffentwicklungen gemacht und damit auch die Kriegsführung revolutioniert. Von daher wollte er es dadurch wieder gut machen, dass er sein Vermögen einem guten Zweck zukommen lässt, nämlich die zu ehren, welche die Menschheit im abgelaufenen Jahr in fünf Kategorien (Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin, Literatur, Friedensbemühungen) am meisten vorangebracht hat. Da passt der Wirtschaftspreis überhaupt nicht rein.

Abydos
was lernen wir?

es ist zwar sehr einleuchtend und ueberzeugend, das beispiel mit der altersvorsorge.

aber auch der/dem autor/den autoren haette vielleicht auch einfallen koennen, dass

a) viele menschen im hinblick auf die altersvorsorge mitnichten irrational, sondern sehr rational handeln, denn, wer mit jedem cent rechnen muss, um damit ueber einen monat zu kommen, der verzichtet eben nicht auf ein paar euro fuer altersvorsorge, selbst mit staatlichen anreizen wie etwa riester nicht, wenn es bedeutet, dass dann erhebliche finanzielle probleme JETZT auftreten und man weiss, dass SPAETER selbst mit verzicht JETZT doch nur die grundsicherung kommt, weil die riesterrente verrechnet wird, also de facto nur die versicherung gewinnt,

b) viele menschen im hinblick auf die altersvorsorge tatsaechlich sehr irrational handeln, naemlich diejenigen, die konstrukte wie riester erfinden bzw. menschen mit hungerloehnen abspeisen, ihnen aber gleichzeitig altersvorsorge predigen.

danke.

Niccc
Alfred Nobel

Sie scheinen ihn ja gut zu gekannt zu haben. Dass er um seine Sprengstoffentwicklungen zu sühnen die Nobelpreise gestiftet hat ist pure Spekulation, da er nichts dazu in seinem Testament geschrieben hat.

Er vertrat öffentlich ja die Meinung, dass je zerstörischer die Kriegswaffen seien, desto eher würde Frieden herrschen, da man vor Krieg stärker zurückschrecken würde.

Residue
Alle Jahre wieder...

das gleiche Genoergel. Ja, es ist kein 'Nobelpreis' im klassischen Sinne, es hat aber innerhalb der Wirtschaftswissenschaften den gleichen Stellenwert. Genauso wie die Fields Medaille in der Mathematik kein Nobelpreis ist, so hat sie doch den Stellenwert.

Abgesehen davon ist die Auszeichnung in diesem Jahr gut. Gerade Forschung auf dem Gebiet des Wohlbefindens ist wichtig, weil sich gezeigt hat das reine Gewinnoptimierung eben nicht zur Freude fuehrt.
Es ist grossartig wenn wir unsere eigenen Neigungen besser verstehen und dadurch Methoden entwickeln die es uns helfen den Alltag besser zu meistern.
Wenn zum Beispiel seine Forschung geholfen hat das mehr Menschen aktive Altersvorsorge betreiben, dann hat er den Preis, egal ob Nobel oder nicht, verdient.

sprachloser
Ich sehe das wie folgt:

Der der nichts hat kann auch nichts sparen geschweige denn anlegen. Der der viel hat legt sein Geld an. Macht er Gewinne ärgert er sich das es nicht noch mehr geworden ist. Verliert er Geld dann sind die denen er das Geld zur Verfügung stellte Schuld. Letztendlich geht es darum immer mehr zu bekommen oder eben über die Runden zu kommen.

Andi123
Preis der Wirtschaft

Da reichlich oft derjenige "Wirtschaftsnobelpreisträger" wird, der aus seinen "Forschungen" das Gegenteil von dem herausliest, wofür sein Vorgänger ein Jahr zuvor diesen Preis bekam, könnte man ihn auch mit einem Zufallsgenerator bestimmen. Es ist doch eher ein Preis der Wirtschaft.

Thomas Wohlzufrieden
Bauchschmerzen

Ein "Wirtschaftsnobelpreis" ist nach meiner Ansicht nur vertretbar, wenn die Wirtschaft etwas positives für die Allgemeinheit hervorbringt, die Wirtschaft also dem Menschen dient. Wir leben aber in einer Zeit, in der es sich genau umgekehrt verhält, der Mensch dient der Wirtschaft, er selber wird nur noch als Kostenfaktor betrachtet. Und wenn solche wirtschaftlichen Entscheidungen aus dem "Bauch" heraus getroffen werden, die Menschen des Aktienkurses und der Profitsteigerung wegen um ihre Existenz bringen, das sollte das denjenen, die solche Entscheidungen treffen Bauchschmerzen bereiten.

Marcus2
@ nikioko

"...damit auch die Kriegsführung revolutioniert."
Nobel hat mit Initialzündern, Dynamit und Sprenggelatine anfangs die sichere Anwendung von Sprengstoffen im Bergbau, Tunnelbau gefördert und zum Ziel gehabt. Erst sein spät erfundenes Ballistit war als Schwarzpulverersatz für Munition geeignet.
Siehe Wikipedia, Nobel.

MaritaD
@Nikioko

Das steht doch aber im Artikel selbst, und zwar in den letzten beiden Absätzen.
Ihre Einschätzung, was den Wirtschaftspreis angeht, teile ich nur begrenzt. Die Erkenntnis, dass die realen Menschen sich nicht im entferntesten nach den Konstruktionen der Wirtschaftswissenschaft richten, der homo oeconomicus folglich nicht existiert, kommt zwar reichlich spät, aber könnte die Wiwis durchaus weiterbringen. Und die Menschheit damit auch, denn auch eine wirtschaftliche Betrachtungsweise von Problemen kann sehr hilfreich sein und wichtige Anstöße geben. Schädlich ist die Verabsolutierung dieses Blicks ..., aber das gilt für vieles andere ebenso.

Klaus Leist
Wirtschafts-Nobelpreis

Alfred Nobel ist Ende des 19. Jahrhunderts gestorben, eine Zeit, in der die Wirtschaft sozusagen zu laufen lernte. Er selbst hat ja mit seiner Erfindung des Dynamits sehr viel Geld verdient, sonst gäbe es den "Nobel-Preis" gar nicht. Dass der Wirtschaftspreis in späteren Jahren nachgeschoben wurde ist nur zu verständlich, denn die Wirtschaft tangiert heute die gesamte Menschheit. Und wenn nun durch Herrn Thaler erkannt wurde, dass der Mensch sich in Wirtschaftsdingen eben nicht rational verhält wie bisher immer unterstellt, dann wird dies auf die wirtschaftliche Entwicklung und Werbung einen enormen Einfluss haben. Vielleicht gelingt es über diese Erkenntnisse, die Menschheit zur Vernunft zu erziehen, denn, wie an den Beispielen treffend dargestellt, es würde sich für den Einzelnen rentieren.

Sasquatch
@ Klaus Leist

"... dass der Mensch sich in Wirtschaftsdingen eben nicht rational verhält wie bisher immer unterstellt"

Ich glaube nicht, dass unterstellt wurde, dass Menschen sich rational verhalten. Es ist mein Verständnis, dass der Markt rational funktioniert, solange Menschen nicht versuchen, ihn irrational zu manipulieren.

Ich stelle mal eine gewagte These auf: Grosse Wirtschaftskrisen gibt es erst seit etwas 200 Jahren, weil die Kaiser und Könige in der Verganheit wussten, dass ihre Macht lebenslang war und damit genug Zeit hatten, den Markt sich selbst regulieren zu lassen. Erst seit wir Staatsoberhäupter haben, die sich um eine Wiederwahl Sorgen machen müssen, versuchen die Menschen, an der Schraube zu drehen - mit den bekannten katastrophalen Folgen.

Die Ökonomie folgt ähnlichen chaos-dynamischen Prinzipien, wie das Wetter, und wer behauptet, den Markt regulieren zu können, ist ein Lügner oder ein Träumer - genauso wie jeder der behauptet, das Wetter beeinflussen zu können.

Residue
@LLAP

"Mir fehlt signifikant in den Ausführungen, dass es Menschen gibt, die extrem schnell und andere, die eher sehr langsam entscheiden."
Ich glaube sie haben da ein bisschen etwas durcheinander gebracht. Die Idee ist das jeder einzelne beide Varianten des Denkens hat und mehr oder weniger auch nutzt.
Die Forschung wurde von Daniel Kahnemann gemacht und es gibt von ihm auch ein sehr bekanntes Buch mit dem deutschen Titel 'Schnelles Denken, langsames Denken'.
Viele der Buecher zur Verhaltensoekonomie sind allgemein verstaendlich geschrieben und sollten meiner Meinung nach von jedem gelesen werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen das es auch im Alltag hilft.

1A Polyglott
Begrüßenswerte Entscheidung.

Thaler ist nun in der selben Liga, wie Kahneman, Tirole und Krugman (Empfehlung, hint hint). Ich freue mich sehr für diesen Mann, und hoffe, dass sein Werk dadurch populärer wird. "Nudge" kann ich jedem ans Herz legen, der in seinem beruflichen und privaten Leben wichtige Entscheidungen trifft/scheut/zu hastig fällt/bereut, jedem, der Glaubenskonstrukte infrage stellt. Mensch, ich bin fast soweit gegangen, und habe es jedem AfD-Wähler empfohlen. Habe ich aber nicht getan.

Das Konzept seiner Theorie wird darin sehr anschaulich kommuniziert, und ist auch für Laien spannend zu lesen.