Die Hand eines Rollstuhlfahrers liegt auf dem Rad.

Ihre Meinung zu Teilhabegesetz: Meilenstein oder Bremsklotz?

Gleiche Chancen und Möglichkeiten für Behinderte im Alltag - das ist das Ziel des Teilhabegesetzes, über das der Bundestag heute abstimmt. Das Prinzip klingt gut - doch Hilfsverbänden und Kritikern gehen die Regelungen nicht weit genug.

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18 Kommentare

Kommentare

mir jam
Behindert oder nicht, wir sind eins

Behinderten Menschen wird oft nur geholfen, wenn es den Nichtbehinderten hilft als sozial zu gelten. Sonst ist unsere Gesellschaft immer noch sehr Behindertenunfreundlich. Insgesamt ist unsere Gesellschaft in großen Teilen sehr unterkühlt und wegschau-geprägt. Erst wenn es Prominente erwischt durch Sport- oder Autounfälle, dann wacht die Gesellschaft kurzfristig auf und rückt die alltägliche Bedrängung von behinderten Menschen in den Blick und Fokus der Öffentlichkeit.

Möge die Gesellschaft lernen, dass es weder eine Selbstverständlichkeit ist gesund und nicht behindert zu sein noch eine Bürde der behinderten Menschen, die sie alleine zu tragen haben. Wir sind ein Gesellschaftskörper, jede Zelle, jeder Mensch ist Tag für Tag ein Teil davon, wichtig und soll eingebunden bleiben. Nur wenn wir gewillt sind tagtäglich voneinander zu lernen, die Nichtbehinderten von den Behinderten und die Behinderten von den Nichtbehinderten wird unsere Welt in ihrer ganzen Vielfalt bestehen bleiben.

rum
Zuviel

Hier scheinen mir die Ansprüche der Behinderten doch ein wenig zu weit zu gehen. Ich selber bin Epileptiker und konnte deswegen zunächst keinen Führerschein machen. Mir wäre es allerdings nie in den Sinn gekommen von der Allgemeinheit einen ständigen Anspruch auf einen persönlichen von der Allgemeinheit zu erwarten. Und was ist mit den Menschen die sich ein Auto nicht leisten können? Ihnen steht doch auch keine so weit reichende Unterstützung zu. Einem Behinderten steht also rund um die Uhr jemand zur Verfügung um ihn irgendwohin zu befördern. Hier sollten die Betroffenen mal kurz darüber nachdenken ob sie jedem Anderen auch die gleichen Ansprüche zubilligen. Wenn nicht sollte man auf die eigenen Ansprüche tunlichst verzichten. Angemessene Hilfe schön und gut, aber diese Ansprüche gehen wohl deutlich über das Ziel hinaus. Jeder, der solche Ansprüche formuliert sollte überlegen ob er für einen Anderen Menschen auch rund um die Uhr zur Verfügung stehen möchte.

COJO
Teilhabe?

Um Behinderten eine Teilhabe zu zugestehen, ist es notwendig das die Bevölkerung Behinderung als unverschuldet und jederzeit möglich wahrnimmt. Emotional sucht jeder nicht Betroffene nach einem Schuldigen für Leid.
Und genau das ist der Punkt, wo die Bereitschaft bei vielen aufhört, Verantwortung zur Gewissensfrage zu machen und nicht die Schlechterstellung anderer zu sehen, sondern die eigene Besserstellung.

Wenn das erreicht ist, klappt es auch mit der immer besser werdenden Teilhabe von schlechter gestellten Mit-Menschen. Und das geht wohl auch über eine sichtbare Behinderung hinaus.

Denn noch ein Problem hat die Teilhabe. Sie ist ein Zugeständnis mehr zu verteilen als vorher. Und da das nicht von NIX kommt, muss irgend wer dafür etwas geben oder wenn der nicht will, dem etwas weggenommen werden. Aber dieser Umstand wird gerne verdrängt, denn er bedeutet Verzicht und auch mehr Arbeit.

Nic2014
Der Ansatz ist gut

Aber man bekommt das Gefühl das man das eigentlich nicht möchte.
Deswegen werden Hürden eingebaut die Realitäts fremd sind.
Ich habe vor kurzem eine Kinder Sendung gesehen.
Pipi langstrumpf da ging es um alte Leute die sollten umziehen weil der Stadtrat es so wollte.
Und so kommt man sich in der realen Welt auch vor.
Denn Blicke sagen mehr als tausend Worte.
Es muss noch viel gemacht werden für kranke, behinderte und alte Menschen.
Ich hoffe es geht weiter in die richtige Richtung.

Nora66
Nahles Gesetze wirkungslos

Die Gesetze, die Frau Nahles immer als "Meilensteine" bezeichnet, sind in der Praxis durchweg wirkungslos. Siehe Leiharbeit.
So wird es sehr wahrscheinlich auch diesmal sein.
Die Betroffenen tun mir leid.

StöRschall

"Denn der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit hebe die Notwendigkeit von Pflegeleistungen nicht auf. "

Genau so ist es.
Jeder Mensch hat das Recht ein selbstbestimmtes Leben zu führen!

Das bedeutet auch, dass jeder Mensch dasnRecht hat, sich seinen Wohnort und vor allen Dingen, die Menschen, mit denen er zusammen leben möchte, frei auszuwählen.

Es ist vielen Menschen mit Behinderung so nicht möglich z.B. ein rel. eigenständiges Leben in einer Beziehung mit Partner zu führen oder zu heiraten ect. Pp. auch wenn das deren größter Wunsch ist. Das ist grundgesetztwidrig.
Es kann nicht sein, dass jemand, der auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist, gezwungen wird, in einer bestimmten Weise sein Leben zu gestalten. Das ist grundgesetzwidrig.

StöRschall
Mir jam

Das Problem ist, dass die, die in ihrem Herz und in ihrer Logik behindert sind, Politik beeinflussen.

Fossil
Mehr Investitionen bitte!

Ein erster guter Schritt. Aber bei Weitem nicht genug!

Mehr Investitionen für Menschen mit Behinderung bitte, für ein menschenwürdiges, voll inklusives Leben.

Es werden Milliarden verbraten für einen Flughafen, der nicht fertig wird, für einen Bahnhof, der möchtegern-wichtigen Businessmenschen ca. 15 Minuten Reisezeit ersparen wird, für ein nobles Konzerthaus am Hafen...

...aber für die Menschen, die ihr ganzes Leben lang kämpfen müssen und - treffend ausgedrückt, Herr Krauthausen - das immer aus der Defensive heraus tun müssen, wird mangels schlagkräftiger Lobby geknausert.

Das darf nicht sein! Keine Kompromisse!

Da wird ja wohl mal ein Milliärdchen irgendwo übrig sein, um in diesem Bereich mehr zu tun. Statt dessen etwas weniger Protz in anderen Bereichen - das ließe sich doch sicher verkraften.

Druide

Gleiche Chancen, nein das geht überhaupt nicht.
Jeder kann nur die Chancen nutzen, die er auch ausfüllen kann.
Solch eine Forderung klingt gut, aber ist praktisch oft nicht durchführbar.

Aus einer Annonce:
Es wird gesucht ein Laborant, Laborantin.
Drei Sätze später:
Wegen des Umgangs mit genverändernden Substanzen ist diese Stelle nur für Männer zugelassen.
( Selten so gelacht)

Gast
"Teilhabe" woran denn?!

Der Titel des Gesetzes und auch der Artikel suggerieren, dass es hier um Gleichstellung und Teilhabe an der Gesellschaft geht.
Am Ende sind aber die Behinderten (ich dachte auf politisch korrekt heißt das mittlerweile anders) scheinbar nur Pflegefälle die Geld vom Staat brauchen und die ganze Diskussion dreht sich wieder nur darum wer wie viel bekommt.

Dann brauchen wir wieder ein Gesetzt für Behinderte, einen Schwerbehindertenbeauftragten in Unternehmen, ein Gesetz für Frauen und eine Frauenbeauftragte, die jetzt Gleichstellungsbeauftragte heißt aber kein Mann sein darf...ein Gesetz für Homosexuelle usw.
Können wir als Gesellschaft uns nicht endlich hinter den Gleichstellungsgrundsatz stellen und diesen verinnerlichen?!

LiNe
Das Teilhaben am normalen Leben

ist etwas ganz Grundlegendes hinsichtlich der Lebensqualität.

Gerade die Teilhabe am Arbeitsmarkt ist für viele, v. a. psychisch behinderte Menschen noch immer schwer zu erreichen.
Natürlich gibt es spezielle Werkstätten. Dann jedoch gibt es auch diesen "Stempel": Behinderung = Intelligenzminderung, was bei einer psychischen Erkrankung absolut nicht zutreffend ist.

Gerade für diese Menschen würde ich mir eine wirkliche Teilhabe am Arbeitsleben wünschen. Die Möglichkeit einer Ausbildung und Arbeit in einem ganz normalen Betrieb!

Hier ist noch so viel zu tun und gerade in eher ländlich geprägten Gebieten gibt es diesbezüglich noch viele weiße Flecken auf der Landkarte.
Ich begrüße ebenso die Möglichkeit, etwas Vermögen anzusparen. Auch das schafft Teilhabe und Unabhängigkeit.

Doch, ich denke, dass dies ein guter Ansatzpunkt ist, benachteiligten Menschen etwas mehr Lebensqualität zu schaffen.

Ein selbstbestimmtes Leben! Wünscht sich das nicht jeder Mensch?

Deeskalator
Die Kirche im Dorf lassen

wie @von rum schon sagte muss eine gewisse Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.

das Menschen nicht erst all ihre Reserven verbrauchen müssen bevor ihnen geholfen wird sollte für alle gelten, nicht nur für Behinderte.

Außerdem erachte ich es als ebenso wichtig, dass stärkere Sanktionen für das ausnutzen der Hilfen festgelegt werden, damit meine ich nicht die Behinderten wohlgemerkt.

Meine Lebensgefährtin hat einen GdB von 100%

Sie ist gezwungen trotz sehr guter Ausbildung über Zeitarbeit zu arbeiten.

Die Firma für die sie arbeitet zahlt der Zeitarbeitsfirma die selbe Summe wie für jeden anderen Mitarbeiter + die Lohnnebenkosten.

Die Zeitarbeitsfirma wiederum zalht meiner Lebensgefährtin etwa die hälfte des eingestrichenen Geldes und sie bekommen diese Summe obendrein von Staat noch zurück.

bedfort
Buchbinder Wanniger bei Behörden

Ein richtiger und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es gibt eine Zuständigkeit und nicht wie bisher viele verschiedene, die auch noch dazu wechseln können. Die Behörden sollen untereinander ausmachen, wer für was zuständig ist und dieses "Kompetenz"- Wirrwarr nicht auf den Antragsteller abwälzen. Oft ging es zu wie in dem Sketch von Karl Valentin - Buchbinder Wanniger. Niemand war oder wollte zuständig sein, so wurden die Rechte behinderter Menschen unnötig gemindert und die Nerven strapaziert. Hoffentlich hat das nun ein Ende!

wuppertal-2016
Behindertenwerkstätten

ich denke man sollte sich als "Außenstehender" einfach einmal vor Augen führen, wie viel Geld mit Behindertenwerkstätten oder Berufsförderungswerken gemacht wird. Das diese Einrichtungen es nicht gerne sehen, wenn Sie auf Einnahmen verzichten müssen, dürfte jedem klar sein. Aber das Bild, das durch solche Einrichtungen entsteht, kennt auch jeder und ich sehe die Aufgabe der Politik darin, dieses Bild zu verändern!

Ich bin selbst betroffen. Als Blinder habe ich ohne mir eine Unterstützung zu suchen eine Ausbildungsstelle in der freien Wirtschaft gesucht. Ich war so erfolgreich, dass mein Betrieb mich nach der Ausbildung ohne Schwierigkeiten unbefristet übernommen hat. Es gab zwar einiges zu Regeln z.B. mit der Berufsschule, aber das kann mit gutem Willen alles und Eigeniniziative funktionieren.

Theodortugendreich
Schöne Welt. Wer aber bezahlt?

Im wesentlichen ist jedwede Weiterung im Bereich der Behindertenleistungen ein Sieg der Sozialindustrie.
Betreuer, Haushaltshilfen, Fahrdienste, Werkstätten, Pfleger etc. machen mal wieder einen Piccolo mit Schloß Hohenlauf auf.
Ein inkludierter, alleinlebender Behinderter beschäftigt eine ganz nette Anzahl Menschen, die wiederum sehr bemüht sind auch den letzten Zent vom Amt herauszuquetschen.
Da mag es auf dem Land noch Wiederstände geben. In großen Städten ist ob der Annonymität und Unkontrollierbarkeit eines großen Behördenbetriebs eine unglaubliche Verschwendungsmaschinerie in Betrieb.

gtsml
Ohne Kompromisse geht es nie!

Tatsächlich kenne ich das Gesetz nicht wirklich. Soweit es dazu beitragen kann, bspw. behördliche Verfahren zu vereinfachen oder Hilfen flexibler und lebensgerechter zu Gestalten, kann ich das nur begrüßen.

Ich wäre nur vorsichtig mit den häufig geäußerten Pauschal-Urteilen. So meint einer, hier dürfte es keine Kompromisse geben. Nein, Kompromisse sind immer und überall notwendig, selbst bei diesem sensiblen Thema. Hilfen müssen auch bezahlt werden können, das reale Ergebnis hinterher muss auch zu den Zielen passen und sofern Zugeständnisse von Dritten erwartet werden, müssen diese zumutbar sein. Der Teufel steckt da zumeist im Detail. Genauso unpassend finde ich es, der Politik pauschal einfach mal gleich ganz die Motivation und/oder Befähigung abzusprechen, diesen Menschen zu helfen.

Letztlich sollte auch beachtet werden, dass die hier "Beschwerdeführenden" Organisationen zumeist diejenigen sind, denen die Gelder aus diesen gesetzl. Leistungen später zufließen (z. B. Wohnheime).

Calvin Hobbs Jr.
Grundgesetzwidrig?

Zitat StöRschall: "Es kann nicht sein, dass jemand, der auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist, gezwungen wird, in einer bestimmten Weise sein Leben zu gestalten. Das ist grundgesetzwidrig."
Meinen Sie wirklich? Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass die Gemeinschaft verpflichtet ist, jedem/r ein Leben nach seinen/ihren Wünschen zu finanzieren, unabhängig vom Inhalt der Wünsche. Kann mir nicht vorstellen, dass die Autoren des Grundgesetzes dies im Sinn hatten.

Roland Weber
Es ist kein richtiger und Schritt in die richtige Richtung

Warum bekommen Menschen mit anderen Behinderungen nicht alle das gleiche Recht wie Menschen die Blind sind.
Inanspruchnahme von Blindenhilfe, § 72 SGB XII •
das gibt es seit1952- 53 in der Bundesrepublik, nicht als Kriegsfolge sondern als AUSSGLEICHS Zahlung. Das war nach dem Krieg ein Schritt in Sachen eine Gesellschaft für alle.
Bruno Kreisky SPD Kanzler in Österreich hat diese Ausgleichs Zahlung für alle In einer Gesellschaft für alle seit 1953
Ich bin für eine Ausgleichszahlung, diese sollte höher sein wie der Sozialhilfesatz und das Anrechnungsfrei mit der Möglichkeit des dazu Verdienens bis zu einer Grenze von 1400€.
Dann wären wir mehr dabei, in dieser unserer aller Gesellschaft.
Das wäre ein schritt in die richtige Richtung der Selbstbestimmung in diesem Land.
Was kostet mehr die Verwaltung der Menschen mit Behinderung oder eine Gesellschaft für alle, wenn man das nach 70 jahren Nationalsozialismus möchte ?