Auszubildender im Schweißerlehrgang

Ihre Meinung zu "Ausbildungssystem steht zur Disposition"

Händeringend suchen Unternehmen qualifizierte Lehrlinge: Was für die künftigen Auszubildenden eine Chance ist, wird für die Arbeitgeber zu einer ernsthaften Gefahr. Wie gegensteuern? Antworten von den Arbeitsmarktexperten Reinhold Weiß und Hilmar Schneider.

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21 Kommentare

Kommentare

Gast

Allein die Arbeitslosenstatistik zeigt uns jeden Monat aufs neue, dass die Arbeitsgesellschaft zur Disposition steht. Es gibt übrigens auch Menschenrechte: Freie Berufswahl, Chancengleichheit usw. - dass man daran mit besten Wissen und Gewissen arbeitet, diese Arbeitslosenzahlen zu beheben, ist ein Witz. Es reicht jetzt, wir haben es begriffen, das gesamte System inkl. Ausbildungsmarkt gehört in GRUNDLAGEN reformiert.

Egentlich auch die Wachstumsgesellschaft die uns diese Bedingungen aufstellt.

veget. Metzger
Unbeliebte Lehrberufe

Dass es so schwierig ist, im Metzgerhandwerk Nachwuchs zu finden, finde ich sehr schade. Denn eigentlich ist es ein sauberer, abwechslungsreicher und interessanter Beruf. Jedes Tier ist anders und man kann ständig was neues lernen.

Gast

Reden wir Tacheles. Was nützt einem ein Beruf der im Niederiglohnbereich liegt. Löhne von denen keiner leben bzw. Familien ernähren kann oder der den ganzen Lebenslauf ruiniert (der rote Faden). Dazu eine Agenda 2010 Politik mit gewollten Ausbau der Niedriglöhne, inkl. Zeitarbeit, Werkarbeit usw.. Wer will in die Hartz 4 Industrie? Löhne die inzwischen vom Steuerzahler gezahlt werden, Aufstocker usw. Soll man sein Leben gleich ruinieren? Allerdings muss man sagen wenn alle studieren würden wer macht dann die Arbeit? Dazu kommt ein euro der teuro!

Lösung: Wir brauchen wieder einen vernünftigen Arbeitsmarkt mit vernünftige Löhne wo Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammen kommen ohne Zeitarbeitsfirmen usw..

Fellmonster Betty
das duale Ausbildungssystem ist nicht

durch minimale Hochschulabschlüsse zu ersetzen, auch wenn die Globalisierung das vorgaukelt. Ich möchte mein Haus nicht von einem billigen, in der dritten Welt zum Bachelor ohne praktische Ahnung bauen lassen. Ist vielleicht teurer, bricht aber nicht zusammen. Gleiches gilt für Gas, Strom, Wasser und Abwasser. Bin in der ganzen Welt herumgekommen. Selbst in anderen Ländern wurden die Arbeiten der deutschen Handwerker hoch gelobt. Wer das abschaffen will ist entweder Mieter oder Nihilist.

LisaF
Tja...

... die Leute wollen eben nicht im Mindestlohn enden, denn da hat man Aufstockung und Altersarmut vor Augen. Da beginnt schon das ganze Dilemma des deutschen Systemes. Hinzu kommt die übertriebene Erwartung in neues Personal. In anderen Ländern (z.b. Kanada) wird man auf den Job angelernt, den machen soll. Da gibt es in vielen Bereichen keine jahrelange Ausbildung. Aus meinem Bekanntenkreis sind einige dahin gegangen. Da wurde jemand der Straßenbau in D gelernt hat zwei Monate eingearbeitet und dann hat er eigenständig Möbel umd Küchen montiert. Klappt seid Jahren sehr gut und er ist weit vom Mindestlohn entfernt. Sein Lebensgefährte war Versicherungsmakler. Einige Wochen Einweisung und er arbeitet für eine Ölfirma. Die deutschen Arbeitgeber müssen auch mal wieder etwas an die Realität ranrücken. Dummerweise ist hier Billig- und Zeitarbeit gefragt....

Squirly
Junge Menschen sollen sich also mit weniger zufrieden geben?

Auch junge Menschen wissen: in mittelmäßige Gehaltsstufen kommt man heutzutage nur mit einem akademischen Grad. In der Vergangenheit konnte man sich "hocharbeiten"; diese Möglichkeiten bestehen heute nur noch in einem verschwindend geringen Umfang.

Hinzu kommt: Jugendliche streben oft Prestige und gesellschaftlicher Anerkennung. Das ist auch das Hauptproblem vieler Ausbildungsberufe: schlechte Zukunftsaussichten für die Azubis von gestern.

Mir ist es lieber, wenn der Nachwuchs sein größtmögliches Potenzial entfaltet- auch auf die Gefahr hin damit mal auf die Nase zu Fallen. Wem nützt eine Schaar Azubis, wenn diese in 15 Jahren entweder als Zeitarbeiter oder als Harzer enden - und damit die Löhne weiter drücken?

Zeitlos-Geistlos
Betriebe müssen...

Das ist heute schon der zweite Beitrag zum Thema. In beiden ist der Grundtenor der gleiche.
Singemäß müssen Betriebe in die Pflicht genommen werden. Das ist leider total an der Realität vorbei. Was in der Industrie noch sehr gut umgesetzt werden kann, kann nicht automatisch für das Handwerk gelten. Das Handwerk arbeitet in vielen Bereichen für und unter den Augen der Kunden. Es muss die Marktlage, Wettbewerb und steigende Ansprüche der Kundschaft berücksichtigen. Die Kooperation mit den Schulen ist zwar wichtig, aber nicht die einzige Lösung. Das können aber genauso gut Einrichtungen innerhalb des Schulsystems vermitteln. Und glauben Sie wirklich, dass ein Praktikum die Frustration innerhalb der Lehrjahre abbilden kann und somit Lebenserfahrung spiegelt? Wenn heute Jungendliche im Malerbetrieb mehrere Stunden im Praktikum mitlaufen, langweilen die sich und wissen nur was sie nicht tun möchten.

Gast
Sehr gut, Herr Schneider!

"Es gibt da Probleme auf allen Ebenen, bis hin dazu, dass sich junge Leute gnadenlos selbst überschätzen. Das muss man leider so sagen. Die haben Ansprüche, dass sie Arzt oder Anwalt werden wollen. Sie haben keinen, der ihnen sagt, dass das mit ihrem Intellekt, den sie bis dahin an den Tag gelegt haben, in keiner Weise in Einklang zu bringen ist."

Endlich sagt es mal jemand! Ich begegne solchen Leuten im Arbeitsleben häufig, die meinen, sie hätten den Parmesan erfunden, aber keiner traut sich, sie über die Wahrheit aufzuklären. Ergo schleppt man solche Leute oft meistens noch mit durch. Eine ehrliche Gesellschaft, die adäquate Alternativen anbietet, wäre besser.

Melanda
Die deutschen Arbeitgeber sind verwöhnt

Ich darf das, als jemand aus einer Arbeitgeberdynastie und selbst Arbeitgeber in Brasilien, sagen. Ich wollte ich hätte bei mir nur halb so angagierte und ausgebildetet Leute, wie meine Familie in Deutschland. Und die Löhne sind bei uns, bei Leuten die etwas können, durchaus vergleichbar mit denen in Deutschland, t.T. besser, bei weniger Arbeitsstress. Meine Tochter studiert gerade in München Medizin, hatte sich zu meinem Entsezten schon überlegt ganz in Deutschland zu bleiben, bis die praktischen Semester in der Uniklinik Grosshadern anfingen und sie den Verdienst und den Stress in Deutschland kennenlernte. Das "Thema Deutschland" ist jetzt vorbei. Wollen die Arbeitgeber angagierte und qualifizierte Leute, da sollen sie nicht klagen, sondern selbst was dafür tun. Ich muss das auch machen und fahre recht gut damit, auch wenn es teuer und anstrengend ist.

Gruss aus Brasilien

traurigerdemokrat
"...qualifizierte Lehrlinge..."

Einige Betriebe stellen nur Azubis ein, wenn sie den Abschluss voraussichtlich mit einer 1 oder 2 schaffen.

Die "vermeintlich" etwas schwächeren haben keine Chance!

Zeitlos-Geistlos
Praktika müssen...

Praktika können Augen öffnen, das ist richtig. Das schafft man aber nur durch Vergleiche und Gespräche mit Gesellen verschiedener Berufe. Mit einem Praktikum kann das nicht gelingen, die können regelmässig in der Schullaufbahn eingepflegt werden. Als Betrieb würde ich auch eher einen Gesellen für einen Tag für eine Schulische Lehrwerkstatt zur Verfügung stellen als den Praktikanten an sensiblen Projekten zu beteiligen.
Die Verantwortung ist dabei so groß, dass ich lieber ignorieren würde, dass der Geselle eine fragwürdige Ausbildereignung hat, als dass der Praktikant permanent in Gefährdungssituationen gerät.
Dabei bitte nicht vergessen dass Praktika nicht die mögliche Frustration ,die Eintönigkeit einerseits und die Abwechslung während der Lehre andererseits abbilden können. Auch können Praktika nicht die Notwendigkeit einer guten schulischen Vorbereitung vor der Lehre vermitteln.

eltomek
der Markt regelt doch nicht alles

Anscheinend regelt der Markt doch nicht alles. Wenn es an Azubis mangelt, weil die Verdienstmöglichkeiten gering sind, müsste nicht dann der Markt aufgrund der. Verknappung die Löhne in den jeweiligen Berufen nach oben korrigieren?

Goldenmichel

Wieso soll ich mir die Hände für ein Trinkgeld schmutzig machen wenn ich doch im Investmentbanking deutlich besser verdienen kann und maximal einen Kugelschreiber anfasse ?
Arbeiten im Sinne dessen, (ent)lohnt schon lange nicht mehr. Ich bin mir aber sicher die Politik der GroKo wird es schon richten, die machen das.
Danke Angie !

wm
Händeringend suchen Unternehmen.....

.....qualifizerte Lehrlinge...... die nach einer kurzen Einarbeitungszeit als billige Arbeitskraft eine teure Fachkraft ersetzen.
Warum sonst stellt speziell der Einzelhandel (Discounter) in jedem Jahr genügend Azubis/Azubinen ein.
Das Ziel heißt: Lohnkosten senken!
"Überlebt" der Lehrling die Probezeit nicht,wird seitens des Unternehmen auf hohem Niveau gejammert."Die Kooooosten,die Kooooosten!"
Nach erfolgreichem Abschluß hat der Mohr seine Schuldigkeit getan,wird nicht übernommen.
Eine neuer billiger "LEHRLING" tritt an seine Stelle.
So sieht die Wirklichkeit aus!!
Wohlgemerkt im Einzelhandel.

kreativkoch
"Wer will schon Bäcker oder Fleischer werden?"

Ich finde es immer wi(e)der bezeichnend, wenn zu sollchen Problemen nicht die Betroffenen interviewt werden, sonder meistens die Teoretiker.
Es klempt doch an allen Ecken und Kanten!!!
Wer hat denn eine Perspektive wenn er im Durchnitt bis zu seiner Rente max. 1400 netto verdienen wird. Und da sprechen wir erst so ab 15 Jahren Berufserfahrung. Vorher ein paar hundert weniger, und das ist sogar Tarif! Koch,Bäcker,Friseur,Fleischer,Verkäufer,Reinigungskräfte,Paketzusteller usw. Bei vielen dieser Dienstleistungsberufe kommt dann noch Schicht- und Feiertags -Arbeit dazu, meist ohne Zuschläge. Familienleben nada, welche Eltern lassen Ihre Kinder in ein solch sozialungerechtes "Messer" laufen? Im Infozeitalter kann man, zum Glück, die Menschen nicht mehr so schnell hinters Licht führen. Die Politik (Realitätsbildung anstatt starrer Theorielehrpläne), Gewerkschaften (höhere Anfangsgehälterehälter), aber auch die Gesellschaft(billige Dienstleistung ist nicht ultima ratio) sind hier gefragt!

McWade
Ausbildung

Wie will man einen jungen Menschen davon überzeugen:Frisör Klempner Heizungsinst. Autoschlosser Bäcker Metzger Arzthelferin ect zu lernen. Wenn sich die dann schon während der Ausbildung bewusst werden, mit ihrem Einkommen nur schwerlich eine Familie gründen zu können. Abgesehen von Weiterbildungsmaßnahmen deren kosten Lebensstandart Altersvorsorge ect

Zeitlos-Geistlos
Ausblidungssystem und Schulsystem

Wir haben kein verbesserungswürdiges Ausbildungssystem. Um unter den Schulabgängern bessere Leistung zu erzielen und die Qualität der Lehrlingsleistung zu erhöhen, muss genauso, wie es bereits gelehrt wird, die individuelle Förderung der einzelnen Schüler auf den weiterführenden Schulen vorangetrieben werden. Wenn das Verhältnis von Lehrer zu Schüler endlich vergrößert wird und moderne Unterrichtsmethoden Raum einnehmen, erst dann haben wir das Fundament geschaffen. Wenn das von der Gesellschaft verweigert wird, können Lehrbetriebe das Problem nicht lösen. Einfach mal Geld in die Schulen stecken.

caledonii
Ungerecht

Die Arbeitswelt ist ungerecht. Im produzierenden Gewerbe gibt es extrem anstrengende Jobs. Ich nenne das Beispiel des Schweißers. Wenn man diese Menschen so gut wie Politiker bezahlen würde, dann wäre das gerecht. Wer nur für 'Reden' Geld bekommt, sollte darüber mal nachdenken. Kein Wunder, dass alle jungen Menschen in akademische Berufe drängen. Echtes Handwerk und anstrengende Arbeit ist viel zu schlecht bezahlt. Hier ist die Wurzel allen Übels.

EineWeltBeobachter
Bildung hängt in Deutschland von der sozialen Herkunft ab

und zwar so stark wie in kaum einem anderen Land der EU. Diese Tatsache ist seit langem bekannt. Die Anzahl qualifizierter Bewerber für Ausbildungsstellen könnte leicht erhöht werden indem, wie etwa in Finnland, Jugendliche gezielt gefördert werden, bis hin zum Einzelunterricht in einigen Fächern. Die Kosten hierfür wären erheblich geringer als die Unsummen die die Regierung für die Integration von Asylanten ausgibt, wobei die Erfahrungen aus Schweden belegen, dass ein großer Teil der Asylanten auch nach vielen Jahren und vielen Millionen an Fördergeldern auf dem Arbeitsmarkt nicht vermittelbar sind. Leider ignoriert die Bundesregierung dies und vernachlässigt die Bildung deutscher Kinder die in Armut leben (zur Zeit ca. 20%!!!)

willi wupper sen.
und morgen kommt sicher

der WDR zusammen mit der SPD daher, wie jedes jahr, für die armen schulbeendenden eine lehrstelle zu suchen.

die volksschüler, zumindest in nrw konnten auch schon vor 8 jahren nicht rechnen und schreiben. daran hat sich bei grüner schulpolitik natürlich nix geändert.

Caster
"Arbeitsmarktexperte"

Was sind das für "Arbeitsmarktexperten", die die Probleme letztlich auf die Jugendlichen abwälzen, denn jene seien letztlich selber Schuld, dass sie keine Stellen finden. Sie, die Jugendlichen, sehen sich für höheres berufen. Was für eine lächerliche und beleihende Aussage.
Vielleicht haben die Experten noch nicht mitbekommen, dass den Jugendlichen täglich ein einfacher Weg zu Ruhm durch alle Chastingsshows vorgegaukelt wird.
Und vielleicht sollten jene Experten sich mal erkundigen, was man als Frisör/Frisören, Bäcker/Bäckerin oder als Pflegefachkraft in Krankenhäusern oder Altenheimen verdient. Und die Liste ist Lang...

Es soll sogar Frisöre geben, die ein Abitur als Voraussetzung angeben, denn man suche nur die besten Leute.

Caster