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Die EU-Staaten ringen um eine gemeinsame Haltung in der Ägypten-Krise. Die Botschafter der Mitgliedsländer beraten zurzeit in Brüssel über Strafmaßnahmen. Möglicherweise werden Kredite ausgesetzt oder gestrichen.
In der Regierungszeit von Präsident Mursi wurden die koptischen Christen in Ägypten zu Bürgern zweiter Klasse degradiert. Weil sie die Entmachtung des Muslimbruders unterstützen, werden sie nun von dessen Anhängern angegriffen.
Ziel der Muslimbrüder ist ein Staat mit islamischer Rechtsprechung. In Ägypten war die Bruderschaft lange verboten. Einfluss gewann sie auch wegen ihres sozialen Engagements. 2012 wurde ihr Vertreter Mursi zum Präsidenten gewählt - lange halten konnte er sich nicht.
Für Containerschiffe zwischen Europa und Asien ist der Suezkanal die wichtigste Verbindung. 2012 passierten ihn mehr als 17.200 Schiffe. Mit den Unruhen in Ägypten wächst die Angst, dass dieses wichtige Nadelöhr der Weltwirtschaft in Gefahr ist.
Als Reaktion auf das Blutvergießen in Ägypten haben mehrere EU-Staaten Hilfsprojekte ausgesetzt. Italien forderte ein Ende der Waffenlieferungen. Kanzlerin Merkel kündigte an, die Regierung werde die Beziehungen zu Ägypten überprüfen.
Durch das harte Durchgreifen des Militärs wird die Muslimbruderschaft radikaler werden. Das könnte verstärkte Polizeigewalt nach sich ziehen, erwartet Ägypten-Experte Stephan Roll im tagesschau.de-Interview. Doch die Gewaltspirale könnte Teil einer Strategie des Militärs sein.
Deutschland sowie EU, USA und UN haben sich besorgt über die Gewalt in Ägypten gezeigt. Alle Parteien müssten eine friedliche Lösung anstreben, forderte Außenminister Westerwelle. Die USA kritisierten die Verkündung des Ausnahmezustands.
Die EU-Außenminister fordern die Freilassung des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mursi. Auch seine Familie geht in die Offensive und droht mit juristischen Schritten. Unterdessen kamen bei neuen Ausschreitungen mehrere Menschen ums Leben.
Eine echte Alternative zu Mursi hat die ägyptische Opposition nicht zu bieten: Sie sei noch zu schlecht organisiert, sagt der Nahostexperte Fürtig im Gespräch mit tagesschau.de. Auch eine integrierende Persönlichkeit fehle. Er warnt daher vor zu schnellen Neuwahlen.
Das EU-Parlament hat rasche Neuwahlen in Ägypten gefordert. Nach der Absetzung Mursis müsse der demokratische Prozess "mit Beteiligung aller demokratischen Kräfte" wieder aufgenommen werden, heißt es aus Straßburg.