Operationsbesteck

Ihre Meinung zu Behandlungspfusch in jedem vierten Fall bestätigt

Die Zahl der Patientenbeschwerden über mögliche Behandlungsfehler ist weiterhin hoch. Das bestätigen die Medizinischen Dienste der Krankenkassen in ihrer Jahresstatistik. Die besagt auch, dass besonders viele Fehler beim Zahnarzt passieren.

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19 Kommentare

Kommentare

Gast
Nur in 1/4 der gemeldeten Fälle?

Das ist aber überraschend, heißt es doch im Umkehrschluss, dass sich unsere Patienten in 3/4 der Fälle irren, wenn sie von einem Behandlungsfehler ausgehen.
Das wiederum spricht dafür, dass die Klagebereitschaft des Deutschen in diesem Bereich ausgesprochen hoch ist.
Ein neutraler und nicht beleidigender Titel für den Artikel könnte lauten: "Behandlungsfehler werden häufiger gemeldet", denn das ist offenbar die Tatsache hinter der diffamierenden Schlagzeile, die einem Medium wie der ARD nicht gut zu Gesicht steht.

VomPferdErzählter
Tja, wenn einer die Arbeit vieler machen muss

passiert sowas. Solange die Bilanz am Ende stimmt und die Klagen günstiger sind als genügend Personal wird sich daran nichts ändern. :)

Gast
Behandlungsfehler und Gesundheitpolitik

Im Idealfall sollten gemeldete Behandlungsfehler (hier wurden Ärzte, Zahnärzte und Krankenpflege genannt) dazu führen, dass ungünstige Rahmenbedingungen verbessert werden. Meistens handelt es sich um systemische Probleme, die als Kausalkette zu einem Schaden am Patienten führen, deutlich seltener um Inkompetenz.

Ich sehe aber in der Gesundheitspolitik keine Anstrengungen, die eigentlichen Ursachen (massive Überlastung und Abbau in der Pflege, schlechte Ausbildung und Kostendruck im ärztlichen Bereich, unnötige Hierarchien und Privatisierungen) auch anzugehen. Die Länder finanzieren die Krankenhäuser nicht, der Budgetdruck vernichtet Kliniken und Hausärzte und dann kommt noch ein unbegrenztes populistisches Leistungsversprechen ("alle in 1 Woche zum Facharzt"), natürlich zum Nulltarif.

In der Medizin heißt es: "Keine Diagnostik ohne Konsequenz." Hier werden dagegen Daten erhoben, die nur für schlechte Laune sorgen, aber nicht zur sachgerechten Erhaltung der Gesundheit betragen.

Gast
Und nun???

von wie vielen behandelten Patienten???
Blanke Zahlen, sonst kein Informationsgehalt.
Sind wohl zu viele Stellen hinterm Komma.
Schlimm für jeden Betroffenen, aber deshalb so ein Fass auf machen.Wichtiger wäre es die Beweislast umzukehren, damit Ansprüche leichter durchgesetzt werden können.

träumensollteerlaubtsein
Zahlen und Statistiken...

2013 wurden in Deutschland 693 Mio ambulante Behandlungen an 76.5 Mio Patienten durchgeführt.

Dazu kamen (2012) rund 18,6 Millionen stationär im Krankenhaus Behandelter sowie knapp 2 Mio stationäre Behandlungen in Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen.

Wir können also getrost von weit über 700 Mio ärztlichen Behandlungen pro Jahr ausgehen, Tendenz steigend.

Keine Frage - Behandlungsfehler, insbesondere mit bleibender Schädigung, gilt es immer zu vermeiden.

Aber:
4.000 gesicherte Behandlungsfehler (plus eine Dunkelziffer nicht-gemeldeter Fälle), die zudem deutlich zu Lasten der Pflege gehen sollen, bedeutet umgelegt auf 700 Mio Behandlungen einen(!) auf 175.000 ärztliche Behandlungen.

Das relativiert dann doch, oder?

Gruß, einer der "Pfuscher"

träumensollteerlaubtsein
Ergänzung

Die 90 Mio zahnärztlichen Behandlungen pro Jahr waren noch nicht eingerechnet.

Summe: Über 800 Mio gesamtärztliche Behandlungen pro Jahr.

Gast
Nicht unerwartet

Bei den Ärztinnen und Ärzten gibt es heute immernoch 36 (!) Stunden-Schichten. Wer glaubt denn ernsthaft, dass man so lange die volle Leistung bringen kann?

In der Pflege ist es auch nicht besser. Hier steigt die Zahl der Patienten pro KrankenpflegerIn ständig.

WiPoEthik
@18:54 von Notarzt

"Das ist aber überraschend, heißt es doch im Umkehrschluss, dass sich unsere Patienten in 3/4 der Fälle irren, wenn sie von einem Behandlungsfehler ausgehen.
Das wiederum spricht dafür, dass die Klagebereitschaft des Deutschen in diesem Bereich ausgesprochen hoch ist."

Auch ohne Pfusch kann eine Behandlung misslingen, bzw. nicht die erwarteten Ergebnisse bringen. Das für einen Laien einzuschätzen ist wohl äußerst schwer. Das der MDK keinen Behandlungsfehler festgestellt hat heißt allerdings auch nicht zwangsweise, dass es keinen Fehler gegeben hat. Evtl. ist auch schlichtweg falsch behandelt, aber korrekt dokumentiert worden. Keine Kontrolle ist perfekt.

WiPoEthik
19:04 von Notarzt

Anstrengungen von der Politik sieht man tatsächlich nur wenige. Das Ziel der Politik in den letzten Jahren war und ist es Betten abzubauen. Dem System wird Geld entzogen, was teilweise zu Reinigungseffekten, teilweise aber auch zu sehr unschönen Ergebnissen führt.
Die extremen Hierarchien und das "Standesdenken" hat im Krankenhaus Tradition.

Hier hat liegt in der Privatisierung auch eine Chance - denn Privatunternehmen bringen auch moderne Führungsinstrumente mit. Die Gefahren liegen allerdings auch auf der Hand.

Gast
Zur Pflege:

Nach den hier verlinkten Originalzahlen soll als pflegerelevante Diagnose der Dekubitus (das Druckgeschwür) immerhin auf Platz 8 der Gesamtstatistik liegen. Als ehemaliger Intensivpfleger kann ich nur sagen, dass in den meisten Fällen ein Dekubitus vermeidbar ist - aber halt auch umgekehrt ein Kriterium für die Pflegequalität vor Ort.
Bei einer Gesamtzahl von bestätigt 93 (davon hochgradig 67) Fälle darf man von einer vielfach höheren Inzidenz ausgehen.
Denn seit ich die Pflege verlassen habe, wurde der Stellenschlüssel vielerorts auf die Hälfte der examinierten Kräfte eingestampft - bei bis zu Verdreifachung der Arbeitsbelastung (z. B. Innere Medizin von 12 auf 4 Tage Liegedauer).
Es fragt halt keiner nach der Qualität, nur nach dem Preis und "Behandlungspauschalen" - und das haben ausschließlich unsere Gesundheitspolitiker zu verantworten! Die Pflege trifft es dabei besonders hart. (Sagt der Doc.)

Boris.1945
19:12 von träumensollteer...

Zahlen und Statistiken...
*
Keine Frage - Behandlungsfehler, insbesondere mit bleibender Schädigung, gilt es immer zu vermeiden.

Aber:
4.000 gesicherte Behandlungsfehler (plus eine Dunkelziffer nicht-gemeldeter Fälle), die zudem deutlich zu Lasten der Pflege gehen sollen, bedeutet umgelegt auf 700 Mio Behandlungen einen(!) auf 175.000 ärztliche Behandlungen.

Das relativiert dann doch, oder?

Gruß, einer der "Pfuscher"
/////
*
*
Immerhin ist nach Ihrer Wahrscheinlichkeitsrechnung die Chance größer als auf einen Lottogewinn!
*
Der Satz mit mit der "Vermeidung" sollte besser an 1. Stelle bleiben.

pnyx

Mindestens was die Behandlungsfehler in der Pflege anbelangt muss man sich nicht wundern. Das Pflegepersonal steht unter einem gigantischen Druck. Oft ist es schlicht unmöglich, zu leisten, was verlangt wird.

frosthorn
kapier ich nicht

Auf der anderen Seite könne man aus einer hohen Zahl bestätigter Fehler nicht auf eine schlechte Behandlungsqualität schließen. Zitat Fr. Zobel.
Aha. Und worauf soll man dann schließen?

HGP Aachen
Statistiken ... wie auch immer

jede Fehlbehandlung, erst recht mit Folgen, sollte vermieden werden. Wenn ich in meinem kaufm. Beruf einen Fehler mache, dann kostet es vielleicht "nur" Geld ... Macht ein Arzt einen Fehler, kann es das Leben kosten. Aber auch Ärzte sind Menschen und machen Fehler. Es ist nur die Frage, wie damit umgehen. Unser Versicherungsrecht ist so, dass kein Arzt oder auch die in der Pflege, sich zu seinen Fehlern bekennen darf - tun sie es, dann verlieren sie den Versicherungsschutz, was letztendlich auch den Geschädigten betrifft, wenn Versicherungen die Kostenübernahme verweigern und der Arzt sehr schnell mittellos wird.
Die Betrachtung der Ursachen für Behandlungsfehler sollte auch in Verbindung mit der unsäglichen Gesundheitsreform seit Ulla Schmidt betrachtet werden. Ich sehe da ohne weiteres einen engen Zusammenhang. Man kann nicht auf der einen Seite Kosten einstreichen und dann erwarten, dass die gleiche Leistung erbracht wird ...

träumensollteerlaubtsein
@ HPG Aachen

Jeder im ärztlichen/pflegerischen Bereich angestellt Tätige hat über den Arbeitgeber eine Berufshaftpflichtversicherung. Und jeder Freiberufler wäre wahnsinnig, darauf zu verzichten.

"Unser Versicherungsrecht ist so, dass kein Arzt oder auch die in der Pflege, sich zu seinen Fehlern bekennen darf - tun sie es, dann verlieren sie den Versicherungsschutz."
Perdon, aber das ist Nonsens.

Probleme könnten Sie mit Ihrem Versicherer bekommen, wenn Sie wiederholt Schadensfälle generieren - und dann wird Ihnen sowieso als Konsequenz die Berufserlaubnis entzogen, aus-die-Maus.

Seit Jahren werden in den Krankenhäusern niedrigschwellige, anonymisierte Fehlermeldesysteme etabliert, um Fehler oder Beinahefehler zu erfassen und künftige zu verhüten.

Die Landesärztekammern bieten zudem Schlichtungsstellen an, die sich bei Fehlbehandlung klar für eine rasche = außergerichtliche Klärung zugunsten des Patienten aussprechen.

Gast
Man kann daraus schließen, dass

demnächst wieder Honorarverhandlungen für die Ärzte anstehen. Jedesmal wird dann von interessierter Seite ein bunter Bausch von halbseiden-statistisch verbrämtem Ärzte- Bashing in den Ring geworfen.

mal ehrlich- eine Fehlerquote im ppm- Bereich, also bezogen auf die Zahl aller Behandlungen von 1: 0,5-1 Mio. ist gnadenlos gut, besonders, wenn man all die Erschwernisse durch hohe Arbeitsbelastung, Bürokratie, Arbeitsverdichtung..... berücksichtigt.

Die Fehlerquote der Krankenkassen und des MDK bezüglich rechtsfehlerhafter Bescheide, fälschlich abgelehnte Pflegestufen oder Reha-maßnahme ist in der Größenordnung etwa 1000 fach - höher. Aber das kann man nicht benutzen, um Ärztehonorare noch weiter zu drücken- gell?

ständig und selbst
um 19:12 von träumensollteer...

Hi Doc,
da rechnen Sie sich die Sache aber ein bisschen schön.
Das Sie beim Kleben eines Pflasters, was ja auch eine ambulante Behandlung ist,
keinen Fehler machen dürfte ja hoffentlich klar sein.
Nach der Erstaufnahme sind die meißten Nachbehandlungen doch Routine.
Das wenig gemeldet und geklagt wird liegt auch an dem immer noch
vorhandenen Irrglauben an die „Götter in weis“.
Wenn z.B. bei der Blutentnahme mal daneben gestochen wird oder
bei einer Injektion aus Versehen einen Nerv getroffen wird
dann sind das Behandlungsfehler die nun mal passieren können
und wenn der Fehler zu groß ist muß entschädigt werden.
Pfusch ist wenn bewusst zur Gewinnoptimierung falsch behandelt wird
und dann sollte das auch geahndet und im Extremfall die Approbation entzogen werden.

Wenn ein Handwerker einen Fehler macht muß er ihn reparieren.
Macht ein Arzt einen Fehler wird er vergraben;-))

Account gelöscht

Mein Vorschlag zur besseren "Transparenz" : Bei rund 800 Millionen Behandlungen in 2013 gab es 15 Tausend Beanstandungen, die zu etwa einem Viertel - also 4 Tausend - auch wirklich berechtigt waren (Quelle ist "Träumensollteer"). Und wenn sich jetzt ein Redaktionsangehöriger mit Talent zum Zeichnen daran machte, einen neuen "Kuchen" zu malen, sähe dieser gewiß ganz anders aus.

träumensollteerlaubtsein
@ ständig und selbst

Ich glaube, da geht einiges durcheinander:

Routine sollte der Patient nie sein, jeder Einzelne ist unterschiedlich.
"Nach der Erstaufnahme" geht die Diagnostik, was genau die Symptome/Probleme hervorruft häufig erst richtig los. Die Glaskugel lassen wir mal lieber stecken.

Behandlungsfehler sind falsche Diagnosen (durch mangelndes Wissen), Verschleppung von Diagnostik/Therapie, die Operation des falschen Beines etc, "Vergessen" von Tupfern usw, Ignorieren von Begleiterkrankungen und Medikamentenwechselwirkunge etc pp.

Verordne ich Ihnen gegen einen Virusinfekt ein überflüssiges Antibiotikum, ist das auch ein "Behandlungsfehler", wenngleich zumeist ein nicht wahrnehmbarer.

Falsche oder unnötige Behandlung zur Gewinnmaximierung ist kein Behandlungsfehler, sondern ein Verbrechen und steht im klaren Widerspruch zur ärztlichen Ethik. Passiert dennoch, ich weiß.

Zum Entzug der Approbation hatte ich mich zwischenzeitlich schon geäußert.

Gruß