Ein an Demenz erkrankter Mann geht mit einem Rollator über den Flur in einem Pflegeheim.

Ihre Meinung zu Interview zur Pflegereform: "Pflege ist das Megathema"

Die Regierung feiert ihre Pflegereform als Erfolg. Das Kabinett hat heute die erste Stufe gebilligt. Doch Pflegeexperte Ralf Suhr betont im Interview mit tagesschau.de: Angesichts von künftig etwa fünf Millionen Pflegebedürftigen wird diese Reform nicht die letzte sein.

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20 Kommentare

Kommentare

eli
Gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Nur im Nebensatz wird im Interview "erwähnt", dass es sich bei der Pflege um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt. Stattdessen handelt ein Großteil des Interviews davon, wie man die -für umsonst- pflegenden Angehörigen "etwas" entlasten kann. Ich finde das gelinde gesagt ungerecht gegenüber den Angehörigen.

Es kann nicht sein, dass vorhandene Angehörige geschröpft und komplett von der Gesellschaft "ausgenutzt" werden, wobei diese gleichzeitig über ihre Arbeit die Pflege finanzieren, aber ältere Menschen ohne Angehörige alles von der Allgemeinheit bekommen. Das heißt, wer also z.b. eine demente Mutter hat, hat den schwarzen Peter gezogen - man gucke mal nach den Kosten, den so ein Mensch verursacht, rund um die Uhr also drei Schichten sind nötig. Wenn die Angehörigen aber ihre Mutter gut betreut in einer Einrichtung wüssten und entspannt ein paar Stunden täglich mit ihr verbringen, ist die Qualität der menschlichen Nähe eine ganz andere, als die zuhause völlige Beanspruchung.

DeHahn
Eine enorme Verbesserung:

15% Beitragssteigerung!
.
Tja, ohne Umsatzsteigerung geht heut gar nichts mehr. Und davon wandern große Teile in Steuern, Abgaben und Gewinnzuwächse, und ein dünnes Rinnsal kommt dann schließlich in der Problemzone an.

Gast
Mehr, mehr, mehr ...

Keine Frage: Es gibt viel zu beklagen und zu verbessern, auch im deutschen Pflegesystem. Und zwar für alle Beteiligten. Wer hier aus dem Stand heraus das Rundum-Sorglos-Paket bieten und finanzieren kann, möge sich bitte sofort melden.
Ralf Suhr ist in seinem Interview eine sehr faire und qualifizierte Beschreibung der gegenwärtigen Situation und weiteren Lösungsansätzen für die Zukunft gelungen. Als Senioren-Assistent gefällt mir dabei besonders sein Hinweis auf Maßnahmen und Unterstützung zur Prävention von Pflegebedürftigkeit.

Seacow
5 Millionen Pflegebedürftige

auf 80 Millionen Einwohner ist ja schonmal ne Hausnummer. Ich denke, nach dem ersten Weltkrieg dürfte das eine ähnliche Größenordnung gewesen sein...

Melanda
@ eli

Sehe ich genauso. Leider ist es so, dass sich heute nur noch "sehr Vermögende" Kinder "leisten" sollten. Wer sich als "normaler" Mittelständler diesen "Luxus" leistet handelt im grossen Masse "unverantwortlich" gegeüber seinen Kindern. Wer hier "Ironie" herauszulesen glaubt, der irrt.

Melanda
@ eli

Sehe ich genauso. Leider ist es so, dass sich heute nur noch "sehr Vermögende" Kinder "leisten" sollten. Wer sich als "normaler" Mittelständler diesen "Luxus" leistet handelt im grossen Masse "unverantwortlich" gegeüber seinen Kindern. Wer hier "Ironie" herauszulesen glaubt, der irrt.

denke
Flickarbeiten am wachsenden Objekt

Bevor das Kind (Pflege) im Brunnen ganz unten ankommt, sollte am Brunnenrand gearbeitet werden.
Wer heute die Singl-Gemeinde und mobile Familien-Entfremdungen durch sog. "Selbstfindungen" favorisiert - gar hoffiert, wer große Wohnraum-Einheiten unbezahlbar und unfindbar werden läßt, wer die Einkommen- und Zukunftsaussichten so wie heute niedertritt, der sollte dazu verdonnert werden, auch die "Ernte" einzufahren, d.h. die alten, einsamen und kranken "abgehakten" Menschen zu pflegen bis in den Tod.
Nicht zu Tode pflegen, sondern mit eigenen Händen und unbelohnt sie zu füttern, säubern, und den Lebensabend so luxeriös wie möglich zu gestalten.
Bereits die Einlieferung in ein Altenheim ist der Schritt an den Grabesrand mit Blick ins Loch.
Beschäftigungen, besonders Aufgaben aus den 70-80 Jahren Lebensjahren hätten Wunderwirkungen, siehe Flammersfeld, Imst/Tirol oder Hogeweyk/Niederlande.
Diese Dörfer werden für Demenzkranke geschaffen, warum nicht für alle?

Gast
Hauptproblem nicht erkannt

Das Hauptproblem ist: Wer pflegt die Alten??

So gut wie niemand will diesen Job machen und ich kann das auch gut verstehen. Ich habe tiefe Einblicke in diverse Pflegeeinrichtungen erhalten und es wundert mich, dass überhaupt jemand bereit ist für das Geld diese Arbeit zu machen. Es gibt ein Programm um Prostituierte für den Beruf umzuschulen... das sagt schon alles glaube ich.

Die körperliche Belastung ist höher als im Straßen-, Metall- oder Gebäudebau. Die seelische Belastung ist wohl nur in einem Kinder-Hospitz größer, oder als Seelsorger in Bürgerkriegsgebieten. Der Ekelfaktor liegt auch sehr hoch.

Dazu kommt noch eine unmenschliche Arbeitszeit (Schichtdienst, Wochenende durcharbeiten), vielerorts unbezahlte Überstunden und ein imenser Zeitdruck.

Ich würde mich nicht wundern, wenn es bald niemand mehr gibt, der das machen will.

Gast
Gut gemeint, aber: Es reicht nicht!

Sicher: Es ist besser als nichts. Doch weder für pflegende Angehörige (wenn der zu Pflegende zuhause wohnt) noch zahlende Angehörige (bei Heimunterbringung) sind die angedachten Maßnahmen der große Wurf. Weiterhin wird die Betreuungsleistung durch Ehepartner oder Kind - die deswegen oft nicht regulär arbeiten können - nicht ansatzweise ausreichend entlohnt. Die gut 4% Erhöhung von Zuschüssen zu den Heimkosten fangen die stark gestiegenen Preise längst nicht auf. Die skandalöse Enteignung von Ersparnissen Pflegebedürftiger ohne Gegenwert durch Eintreiben von "Investitionskosten" geht weiter (während Investoren für Pflegeimmobilien Traumrendite erzielen!). Unterbezahlte Pflegekräfte arbeiten weiter am Limit. Gemessen an dem, was der Staat für andere gesellschaftliche Aufgaben ausgibt, scheut er die Verantwortung für einen würdevollen Lebensabend vieler.

Nein - das System ist bereits schwer krank: Ein Reförmchen reicht nicht. Man kann nicht einen Hausbrand mit einem Eimer Wasser löschen!

Gast
@ 07:24 von eli

@ eli
Mich würde interessieren, wieso Sie der Meinung sind, dass ältere Menschen ohne Angehörige "alles von der Allgemeinheit bekommen", zumal diese ja oft auch pflegeversichert sind, also selbst für den Pflegefall vorgesorgt haben. Dass die Pflegeleistungen gedeckelt sind und je nach Pflegebedürftigkeit spätestens in der Mitte des Monates aufgebraucht sind, kann man diesen Menschen doch beim besten Willen nicht vorwerfen. Sollen diese Menschen den Rest des Monats Ihrer Meinung nach zusehen, wie sie zurecht kommen? Oftmals helfen diesen Menschen nämlich auch Nachbarn ohne irgendeine rechtliche Verpflichtung (z. B. Unterhalt).

Was disqualifiziert diese Menschen also, die notwendige Hilfe von der Allgemeinheit in Anspruch zu nehmen, auch wenn keine Angehörigen aus welchen Gründen auch immer (mehr) da sind?

Viele Grüße

b_m
Lieber in jungen Jahren besser leben...

... und dafür im Alter früher sterben.

Das ist das Problem, wenn die Menschen mit teuer Medizin am Sterben hindert, aber man es nicht schaft, die Menschen gesund alt werden zu lassen.

Vielleicht wäre es auch mal eine Überlegung wert, Lebensqualität nicht daran festzumachen, wie alt man wird, sondern daran, wie gut man bis dahin gelebt hat.

Ich persönlich würde es bevorzugen, in jungen Jahren weniger durch Pflegebedürftige belastet zu werden. Im Gegenzung verlange ich aber auch von niemandem, daß man mich im Alter am sterben hindert und zu einem Pflegefall zu lasten anderer macht. Ich denke spätestens ab 70 sollte man auf teure lebenserhaltende Maßnahmen verzichten, wenn die betroffene Person danach nicht mehr ohne ständige fremde Hilfe zurechtkommt.

Es nützt keinem Jahre lang anderen zur Last zu fallen, nur um 80 zu werden. Das ist ohnehin kein "Leben" mehr. Und man muß sich auch immer vor Augen halten, Lebensfreude man den jungen Menschen durch diese Belastung zerstört.

Gast
Welt Vergiss die Jungen nicht

Hmm also ich weiß nicht wo ich mich in der jetzigen politik repräsentiert fühlen soll. Renten änderung massiv zu ungunsten meiner generatio 1985 geboren keine reformen. ich weiß nicht ob ich hier in deutschland bleiben möchte. Skandinavien dänemark und holland machen da sehr viel bessere Politik.

Gast
Dümmer geht immer!

Himmel ist das Interview ein Gesülze!
Am lustigsten ist die Antwort auf die Frage betreffs einer besseren Bezahlung der Pflegekräfte. Außer Phrasen und dem Ruf nach kostenlosen Ehrenamtlichen gibt es noch die Erklährung, daß sich die Pflegebedürftigen in den Heimen mehr bewegen sollen. Prima!!! Soll wohl heißen:" Liebe Pflegebedürftige in den Heimen, pflegt euch gegenseitig!" Und da die meisten Heime Privat sind, ist das die maximale Gewinnerhöhung.

Lyn
"Welt Vergiss die Jungen nicht"

die heute Alten und Pflegebedürftigen waren auch mal jung.

Gast

Eigentlich sollte die Pflege doch problemlos innerhalb der Familie stattfinden. So funktionierte dies früher auch schon und Oma lebte gern in einem drei Generationen Haushalt bei einem der Kinder.

Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn wir bekämpfen in der Pflege nur die Symptome und nicht die wirklichen Ursachen.

Ich bin der Meinung, dass Pflege ausserhalb des Hauses nur in Frage kommen sollte, wenn die Umstände dies zwingend erfordern oder tatsächlich keine Angehörigen mehr da sind.

Das bedeutet zugleich, dass 1. der Pflegeberuf vernünftig entlohnt werden muss. Das bedeutet nicht "fair" entlohnt, sondern "großzügig". Dies könnte man sich leisten, wenn nicht jeder zweite im Heim sitzt.

Zum anderen muss man sehen weshalb Familien heutzutage nicht mehr pflegen können. Das bedeutet, dass ein Ehepartner längerfristig zu Hause bleiben muss. Dies setzt wiederum voraus, dass ein Ehepartner die Familie, sowie den Pflegebedürftigen vernünftig ernähren können muss.

Thomas Wohlzufrieden
Lasst der Natur ihren Lauf

Das Problem ist: Die Menschen werden zwar immer älter, aber nicht immer gesünder. Dadurch wird vielen das Recht auf einen würdigen Tod entzogen. Eine Verlängerung des Lebens darf nicht mit einer Verlängerung des Leides einhergehen.

Lyn
Pflege

ist ja wohl ein Teil des Generationenvertrags.
Dieser wurde als erstes von denen gebrochen, die aufgrund eines fast unfassbaren Anspruchsdenkens auf den "Kostenfaktor" Kinder verzichtet haben.
Es ist mir als Mutter von 3 Kindern unbegreiflich, wie man Kinder ausschließlich auf diese Weise sehen kann. Und nun fehlt es eben an den jungen Leuten.
Zu einem gewissen Zeitpunkt wird sich das wieder regulieren - ganz automatisch - da ja niemand ewig lebt.
Bis dahin wird es "interessant" werden....

denke
Die Forschung strebt nach Endloslebigkeit

aber die gibt es nicht, also sollte den Forschern doch endlich einmal Einhalt geboten werden.
Es scheint, als ob der Forscher forschen muss, um der Pharma grenzenlose Einkommen, den Ärzten, Verbänden und Kassen ihre Existensberechtigungen - Pflegern Arbeitsplätze zu schaffen - und die Gemeinnützigkeits-Gesetze auskosten zu lassen.
Dieser Kreislauf tritt jetzt mit der "Pflegefrage" an´s Tageslicht und zeigt klar und deutlich: das Kapital bestimmt - unser Leben.
Sieht man sich die heutige Entwicklungs-Geschwindigkeit in der Technik und in den jungen Köpfen an, so muss endlich doch jeder im höheren Alter zu der Erkenntnis kommen: bitte nicht noch mehr, das sollte genug sein.

denke
Für die Ewigkeit ist der Mensch nicht geschaffen

das muss sich jeder einmal "auf der Zunge zergehen lassen".
Es ist ein Ungleichgewicht, wenn der Körper gesund und heil ist, jedoch der Geist in Angst- und Vorsorge-Manien versinkt.
Modern ausgedrückt: mit einer falschen Denke (Software) Programm, bzw. Betriebssystem bekommt jeder Computer (Hardware) die größten Schwierigkeitn bzw. stellt sogar die Arbeit ein.
Ein Zuviel macht ein Ungleichgewicht - und macht krank.
Etwas mehr Geduld, weniger Medizin und mehr Gedanken an ein Ende des eigenen Lebens.

Alexander Herz
Pflegereform

Wie bei allen großen Herausforderungen, gibt es auch bei der Frage von Versorgung und Teilhabe von hilfebedürftigen Menschen in einer Gesellschaft des demographischen Wandels keine einfachen Antworten - höchstens Annäherungen an Verbesserungen. Ich finde, der Beitrag (auch im Kontext der weiteren Berichterstattung auf der Seite) weist darauf ganz gut hin.