Prozess gegen Mursi-Anhänger in Minia (Screenshot Al-Jazeera)

Ihre Meinung zu ARD-Reporter in Kairo: "Es wurde ein Exempel statuiert"

Mit der Verurteilung von 529 Mursi-Anhängern zum Tode verfolgt die Regierung in Ägypten für ARD-Korrespondent Thomas Aders nur ein Ziel: ein Exempel gegen die Muslimbrüder zu statuieren. Mit Krawallen müsse man rechnen, sagt er im Interview mit tagesschau.de.

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11 Kommentare

Kommentare

A-D-A
Diktatur

Sicher wird das Urteil nicht in voller Höhe für alle Verurteilten vollstreckt werden. Trotzdem ist klar: Dass die Verteidigung in dem Verfahren gar nicht gehört wurde, wird nicht nur von den Verteidigern behauptet, das wäre in der kurzen Zeit garnicht möglich gewesen. Es wurde nicht einmal in Ansätzen versucht, den Anschein eines rechtsstaatlichen Verfahrens zu erwecken. Das Verfahren war eine Persiflage eines Stalinschen Schauprozesses. In Ägypten herrschen de facto die selben Zustände wie unter Mubarak und seinen Vorgängern. Allerdings ist mit einer Eskalation und Radikalisierung der politischen Auseinandersetzng zu rechnen. Eine neue Generation von Terroristen wird das Resultat sein. Ägypten - nach dem Miltärputsch (Verzeihung, so heißt das ja gar nicht, wenn es gegen Islamisten geht) ist Ägypten eine lupenreine Demokratur.

pnyx

"Möglicherweise werden nur die wirklich Verantwortlichen des Angriffes auf die Polizeistation vom August 2013 hingerichtet", meint Herr Aders. Ja dann ist ja alles in Ordnung. Dann muss sich AI ja gar nicht aufregen...
Aders' hilfloser Versuch den Handlungen des Militärputschregimes angesichts dieser stalinistischen Repression noch einen Hauch von Legitimät zu verleihen fügt sich in die westliche Linie. Tatsache ist, dass das Sisi-Regime mit dem Rücken zur Wand steht; massive Stromausfälle, flächendeckende Streiks, leere Touristendestinationen, zunehmender Terrorismus, nun Unruhen in Minja. Schon erscheint Mursi als die gute alte Zeit. Die von den ägyptischen Oligarchen organisierte und gesponserte 'Revolution' gegen die Muslimbrüder hat ein kürzeres Verfallsdatum als ein Yoghurt.

Gast
Was sagt der Westen dazu?

Komisch, dass da der Aufschrei aus dem Westen fehlt. Liegt das daran, dass hier Islamisten und nicht etwa Christen oder andere verurteilt wurden?

Der Westen hat selten ein Problem mit Menschenrechtsverletzungen, wenn es gegen die "Feinde" des Westens (hier Islamisten) geht. Gaddafi, Mubarak und Co. haben sich zu Freunden des Westens gemausert. Was im Inneren passierte, war dem Westen ziemlich Wurst. So könnte sich auch das jetzt (wieder!) in Ägypten entwickeln! Christen wurden ja nicht zum Tode verurteilt.

maya450
Mehr Hintergründe bitte

Lieber Herr Aders,
beim Durchlesen der Kommentare gewinne ich den Eindruck, dass viele der Leser wenig über die Aktivitäten u.a. Verbrechen der Muslimbrüder wissen.
Welche Verbrechen werden den Muslimbrüder angelastet?
In einem Kommentar durfte ich lesen, dass alles auf einen einzigen Polizistenmord zurückzuführen sei.
Beim Sturz Mursis waren es Muslimbrüder die im Aug 2013 82 Kirchen niederbrannten und Christen ermordeten aus Wut über den Putsch.
Ich wünsche mir, mehr Infos hierüber. Wieso wird über die Verfolgung von Christen seitens Muslimbruderschaft kaum berichtet?

FreidenkenderGeist
Es bestimmt der, der an der Macht ist

Man sollte nicht so blauäugig sein zu denken das die Muslimbrüder ihre Feinde anders behandeln würden. Vielleicht würde das dann eher im Hintergrund passieren, aber letztendlich dürfte es auch einige Tote und viele Gefolterte geben.

Das soll diese Tat nicht rechtfertigen, aber manchmal hat man das Gefühl das alles nur sehr einseitig dargestellt wird.

Wer ist denn der Gute, wer der Böse? Läßt sich in diesem Fall nicht eindeutig sagen, denn die herrschende Macht macht was siw will

Gast
Es gibt gar nicht immer einen "Guten"

Wer ist denn der Gute, wer der Böse? Läßt sich in diesem Fall nicht eindeutig sagen, denn die herrschende Macht macht was siw will

Warum kommt man immer wieder auf den Gedanken, dass, wenn sich eine Seite als "böse" zeigt, die andere automatisch "gut" sein müsse?
Muss sie nicht. In Bezug auf einen anderen Fall, den syrischen Bürgerkrieg nämlich, hat Dieter Nuhr einige passende Worte dazu gefunden, die man selbst nachgooglen möge.
Das ist auch hier nicht anders. Die MB sind derzeit die Unterlegenen und befinden sich in der Opferrolle, aber das beweist nicht, dass sie Recht hätten.

Muhamed al Almani
Muslimbrüder ihre Feinde anderst behandeln???

Es ist schrecklich wenn Menschen über etwas sprechen wovon sie keine Ahnung haben,die Muslimbruderschaft wird nicht einmal im Ansatz so etwas machen(Massentodesurteile - Demonstration Zerschlagungen mit über 1000 toten)man sieht das sie nur wenig über die Militärmacht/Polizeistaat wissen(Folter und Mord sind die Normalität dieser Macht).Man sollte auch NIE/NICHT vergessen das es deswegen zum Umsturz gegen das Militär gekommen ist.

Phonomatic
Ich würde gerne wissen

ob das nun mehr von der Regierung ausgeht, oder ob das Justizsystem so ein reaktionärer Herd ist?

henry.berlin
Das ägyptische Militär ist von Zahlungen der USA abhängig.

Als der demokratisch gewählte Präsident Mursi eine Politik machte, die die USA nicht tolerieren wollten, übte man Druck aus, indem man drohte Zahlungen einzustellen. Danach kam es zum Putsch. Heute könnten also die USA etwas gegen die Todesstrafen tun. Sir haben die Mittel.
Ansonsten bitte keine Kritik mehr an anderen, wenn es hier auch keine hagelt.

Rinsui
Hurra, der böse Islamist Mursi ist weg!

Na, dann klatschen wir uns mal fröhlich auf die Schenkel und Schultern: die gute Militärjunta räumt im Sinne des Westens mit den Islamisten auf, verteilt Todesuteile im Hunderterpack, und Oberdiktator Sisi hat nachts Visionen von einer absoluten Herrschaft von Gottes Gnaden. Wer braucht da noch Wahlen oder einen Rechtsstaat?!
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Und wir haben da von Anfang an Schützenhilfe geleistet und betont unbeteiligt weggesehen; sogar das Wort "Militärputsch" war in den öffentlich-rechtlichen Medien absolut tabu.
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Und bevor jetzt Einer kommt und sagt "das konnte man doch nicht wissen": jeder Mensch mit Hirn konnte das wissen. Nur wollte es in Europa niemand wissen. Hauptsache keine "Islamisten" an der Macht; Demokratie und Menschenrechte waren da zweitrangig.
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Leute, Europas eiskalter, kurzsichtiger Utilitarismus der letzten Dekade wird sich irgendwann böse, böse, böse rächen! Nicht heute, und vielleicht auch noch nicht morgen. Aber irgendwann holt uns das alles ein.

marc2010
Ohne Glaubwürdigkeit kein Frieden

Es geht doch darum, dass die Nicht-Islamisten so handeln müssen, dass sie den Islamisten moralisch überlegen sind. Wie sollen die Islamisten der ganzen Region erkennen, dass sie auf dem falschen Weg sind, wenn Nicht-Muslime, ohne die Verteidigung anzuhören, über 500 Gefangene für unter 20 Polizeimorde hinrichten oder Nicht-Muslime aus Washington vor ein paar Jahren wegen (nicht vorhandener) Chemiewaffen den Irak bombardieren und das Land besetzen? Spätestens wenn es heißt, der Westen und die sogenannten Demokraten sind genauso schlimm und tragen nicht wirklich zum Frieden bei, verspielen wir unsere Glaubwürdigkeit und tragen zur Unruhe und Unsicherheit der Menschen in der arabischen Welt bei.