Geschäft mit Doktortiteln.

Ihre Meinung zu Hintergrund: Doktortitel - wie funktioniert das Prüfungsverfahren?

Um einem Doktor sein Titel aberzukennen, ist eine längere Prüfung erforderlich. Momentan ist ein solches Verfahren gegen Bundesforschungsministerin Schavan anhängig - Ausgang offen. Doch wie läuft dies eigentlich ab? Wer prüft was und wer entscheidet? Ein Überblick.

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14 Kommentare

Kommentare

Gast
Noch ein paar Fakten:
  • Es gibt kein bundeseinheitliches Verfahren für die Aberkennung oder Anerkennung von Doktortiteln. Dies ist von Uni zu Uni unterschiedlich; Insbesondere ausländische Unis und DDR-Doktortitel vor der Wiedervereinigung haben so gut wie keine belastbaren formalen Regeln für Aufbau und Inhalt sowie für das Verfahren der Anerkennung/Aberkennung.
  • Bisher wurden nur Doktortitel untersucht, die in westdeutschen Unis gemacht wurden und die zusätzlich als Buch veröffentlicht wurden mit hohem Autorenhonorar, das das dann auch noch als E-Book verfügbar war. Hier ist natürlich der Ruf der Uni besonders geschädigt. Grund war in meinen Augen die Eitelkeit von Politikern. So etwas ist wirklich eine Schande für die Wissenschaft!
Gast
Bedauerlich für den Wissenschaftsstandort Deutschland

Ein solches Verfahren ist überaus bedauerlich für den Wissenschaftsstandort Deutschland und schmälert den Wert der Doktortitel besonders, wenn die Informationen zu früh nach außen gelangen. Insbesondere sollte hier auch dem Fehler von Stefan Rohrbacher nachgegangen werden, warum der Bericht nach außen gelangen konnte. Ein solcher Fehler gehört genauso bestraft wie ein eventuelles Plagiat!

Gast
Dr.-Titel hin oder her,

als Länder-Bildungsministerin und KMK-Vorsitzende ist sie eine der Hauptverantwortlichen für unsere "föderale Bildungsvielfalt" in der Einfalt.

Gast
Ad-hoc Meldungen Entzugsverfahren wären notwendig

Wenn es um Geld geht, dann sind Eilmeldungen zwingend notwendig.

Gleiches sollte bei Wissenschaftsmeldungen der Fall sein.

Basiert beispielsweise der Bau eines Teils eines Atomreaktors auf den Ergebissen einer Dissertation auf, so wäre es fatal, den Verdacht gefälschter Meßergebnisse in dieser Dissertation nicht sofort zu veröffentlichen. Persönlichkeitsschutz des Urheber hat hier eindeutig hinter der wissenschaftlichen Korrektheit zu stehen.

Das ist Wissenschaft, das andere nennt man Personenkult oder Befindlichkeit.

Entweder in den Erziehungswissenschaften gilt das gleiche oder es sind keine Wissenschaften.

Andere Wissenschaftler, die eine Dissertation oder einen beliebigen wissenschaftlichen Text verwenden wollen, müssen doch wohl unmittelbar von dem Verdacht der Fehlerhaftigkeit informiert werden. Sonst könnte sich ein fehler noch lange hinziehen.

Beispiel eines Errata: Druckfehler zu Meßwerten des Spinat mit der These Spinat sei besonders gesund.

Gast
@ Manfred Korte 10:32 Uhr

Zitat:

"Dr.-Titel hin oder her,
23. Januar 2013 - 10:32 — Manfred Korte

als Länder-Bildungsministerin und KMK-Vorsitzende ist sie eine der Hauptverantwortlichen für unsere "föderale Bildungsvielfalt" in der Einfalt".

"Föderale Bildungsvielfalt" ist für das herrschende Chaos ein sehr netter Ausdruck und ein fast nicht mehr zu übertreffender Euphemismus.

Aber vielleicht ist der vermutete und bisher ja erfolgreiche Plagiatsversuch von Schavan und sicherlich noch zahlreichen anderen eitlen Fanten, für die der Mensch anscheinend erst mit dem Besitz eines Doktortitels zu existieren beginnt, erst aufgrund dieses Kuddelmuddels möglich geworden.

In einer verlogenen Gesellschaft, in der man sich zur Not derartige Titel kaufen oder sich um solcher und ähnlicher Titel willen "adoptieren" lassen kann, nur um in seiner eitlen Dummheit mehr zu gelten, als einfache, ehrliche Menschen, ist das doch nur ein Spiegel, der ihr vor gehalten wird.

Der Fisch fängt ......

Gast
Doktor Motte!

Um das ganze Debakel zu beenden, wäre es doch mal an der Zeit die Promotionsverfahren zu vereinfachen.
In allen anderen Ländern kann jeder Bachelor bereits eine Promotion erwerben. Bei uns ist dies nur mit Ausnahmen möglich. Das Beispiel Österreich und Italien mit dem kleinen und großen Doktor zeigt uns, das es in diesen Ländern wie auch vielen anderen Ländern gar nicht so sehr um den Schmucktitel geht sondern um den Unterschied, welcher Doktor gilt für die wissenschaftlichen Belange, welcher für eine krönenden Abschluß eines durschnittlichen einfachen Studiums.
Dies soll nicht die Arbeit schmälern jedoch wenn wir über ein gemeinsames Europa nachdenken, dann können wir auch über andere Modelle sprechen.
In USA übrigends wird ein Dr. Grad, wenn es kein Arzt oder Psychater ist etwas entspannter gesehen.
Bei Schavan sei allerdings zu erwähnen, das Sie Bildungsministerin ist und daher natürlich einen anderen Anspruch setzt. Wie will Sie dann noch über dieses Thema sprechen?

Uhlig
@Dr.Jan

Das Verfahren ist doch nicht schädlich für den "Wissenschaftsstandort Deutschland". Und der Wert der Doktortitel wird damit eher erhöht.
Wenn es solche Verfahren nicht gäbe, dann könnte jeder eine Collage anderer Arbeiten abgeben und somit einen Doktortitel erhalten. Oder sich gleich den Titel kaufen.

Beispiel Russland: Da rennen sehr viele Leute mit einem "Doktortitel" rum und kein Schwein weiß erst mal, ober der gekauft wurde oder nicht. Da ist der Titel deshalb auch nicht viel wert.
Es gibt deshalb auch einige sehr gute Wissenschaftler (von denen es in Russland auch viele gibt), die auf den Titel verzichten. Das ist vergleichbar mit dem Dr. med. in Deutschland, der auch höchstens ein nettes Werbeschild für die Patienten ist, aber wissenschaftlich gesehen eher irrelevant ist.

Gast
Wo blieb der Promotionsausschuss?

Ohne die Leistung oder Täuschung von Frau Schavan beurteilen zu wollen und aktuell zu können, frage ich mich, warum nur sie am Pranger steht? Zum Promotionsverfahren gehören doch ein Erstgutachter ("Doktorvater"), mindestens ein Zweitgutachter und dann doch ein mehrköpfiger Promotionsausschuss des Fachberereichs, die alle die Arbeit gelesen haben sollten. Da läge dann doch ein kollektives Versagen vor!

Gast
Eines sollte man vielleicht mal ändern...

unser Namensrecht!

Man streiche die Möglichkeit akademische Titel als Bestandteil des Namens zu führen und in Pass, Personalausweis oder Führerschein eintragen zu lassen und degradierere sie zu dem, was sie sind:

Berufsbezeichnungen!

Aus meiner Sicht würde das bewirken, dass ein Doktorgrad nicht nur aus "Prestigegründen" oder persönlicher Eitelkeit angestrebt wird, sondern der wissenschaftlichen Arbeit wegen.

Gleichzeitig einen Zwang einführen, regelmäßig in seinem Fachgebiet NEU gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse in den entsprechenden Fachorganen zu veröffentlichen, z.B. alle 5 Jahre.
Werden keine neue Erkenntnisse veröffentlicht, Streichung des Titels!

Damit dürfte der Wissenschaft am meisten gedient sein!

Gast
30 Jahre ein Titel auf Betrugsbasis?

Wenn die Vorwürfe gegen Frau Schavan stimmen, dann hat sie den Titel zu unrecht.
Seltsam ist doch, wie Herbert Dürdoth zu argumentieren, dass Frau Schavan und wir 30 Jahre mit dem Betrug leben und man deshalb den Titel belassen sollte. Das sind ja Vorstellungen von Anstand und Moral, die braucht man ja nicht mehr zu kommentieren.

Davon zu trennen ist natürlich die Bewertung der politischen Arbeit von Frau Schavan, das ist aber doch selbstverständlich, oder?

Oder meinen Sie, Herr Dürdoth, dass Frau Schavan den Doktortitel wegen ihrer politischen Arbeit bekommen sollte? Hört sich fast so an.

Zunächst gilt aber die Unschuldvermutung!

Gast
Berufsbezeichnung Doktor

degradierere sie zu dem, was sie sind: Berufsbezeichnungen!
So begrüßenswert ich Ihren Ansatz halte, die Diskussion auf eine sachliche Ebene zu führen und die politische und persönliche Motivation auszuklammern, so vehement muss ich Ihnen doch inhaltlich widersprechen.

Der Doktor ist ein akademischer Grad. Nicht mehr, nicht weniger. Er bescheinigt einem Akademiker die Fähigkeit, selbstständig wissenschaftlich zu arbeiten. Das ist die Definition des Titels.

Gerade die Führung als Berufsbezeichnung (ich selber komme aus der Medizin, das Problem ist hier noch eklatanter als in anderen Bereichen) "degradiert" den Titel aber und macht ihn zu dem, was er heute ist: ein soziales, politisches und wirtschaftliches Gut.

Es sind in meinen Augen ebendiese sozialen und wirtschaftlichen Aspekte die dazu führen, dass der Titel des Doktors inflationär angestrebt und vergeben wird.

Dies ist ebenso ein gesellschaftliches wie akademisches Problem.

Gast
Zeichen der Zeit

Zum Promotionsverfahren gehören doch ein Erstgutachter ("Doktorvater"), mindestens ein Zweitgutachter und dann doch ein mehrköpfiger Promotionsausschuss des Fachberereichs, die alle die Arbeit gelesen haben sollten.

Jain. Ja, alle diese Einheiten gehören zur Promotion. Nein, nicht alle haben die Arbeit gelesen. Eben dafür gibt es die Gutachter, auf Basis deren Gutachten die Kommission eine Entscheidung trifft. Sollte jedes Kommissionsmitglied die Arbeit lesen, wäre dies eine hauptamtliche Beschäftigung. Was die Idee des "peer reviews" ad absurdum führt, ein hauptamtlicher Reviewer ist eben kein Peer (= Forscher!) mehr.

Da läge dann doch ein kollektives Versagen vor!

Wiederum, jain. Ein Versagen insofern, dass die Plagiate, so sie denn existieren, nicht entdeckt wurden, ja. Aber vor 30 Jahren, ohne Internet oder nennenswerte elektronische Recherchemöglichkeiten, hätte der Prüfer das Original zufällig am Vortag lesen müssen. Diese Chance ist gering.

Gast
Re @ 11:03 — Herbert Dürdoth

„Man sollte die Frau an ihren jetzigen politischen Leistungen messen, dass wäre ehrlicher.“

Es geht ausschließlich um die politische und damit auch persönliche Integrität- so muss auch ein weit zurückliegendes Verhalten einer Ministerin die für Wissenschaft und Bildung zuständig ist, eine besondere Evidenz besitzen, weil es nämlich genau diese Funktion nachhaltig tangiert...!

Gast
Wann ist ein Plagiat ein Plagiat?

Ich frage mich wann ist ein Plagiat ein Plagiat?
Beim lesen 100te von Diplomarbeiten (die nicht selten weit über eine Dissertation gegangen sind), fehlt mir schwer dies zu beurteilen. Hat jemand nicht richtig kommentiert oder etwas vergessen, bekommt eine niedrige Note, denn der Sinn - der Inhalt der Arbeit hat eine erheblich Bedeutung!
Bei Frau Schavan spricht man von Plagiat der Ideen! Dann frage ich mich mal wieder eh? Haben einige vergessen worum ist um Dissertationen und sonstiges geht? Um Ideen auf Papier zu bringen! Viele Arbeiten handeln es sich um bessere(?) andere(?) Formulierungen oder Darstellungen vorhandene Ideen. Bei der Arbeit wird selten etwas Erfunden - sonst könnte man jede Arbeit patentieren!
Irgendwie ist mir alles nicht ganz logisch.