Ein Mann fotografiert zwei Kremltürme mit einer Handkamera.

Ihre Meinung zu Rückkehrer nach Russland: "Mir wurde klar: Niemand wartet dort auf dich"

Hunderttausende verließen Russland nach Beginn der Invasion in die Ukraine, unter ihnen viele Fachkräfte aus der Informatik. Inzwischen sind viele wieder da - und finden sich ins alte Leben ein. Von Frank Aischmann.

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94 Kommentare

Kommentare

Coachcoach

Der goldene Westen ist eben meist auch nur aus glänzendem Blech o.ä.

Und die Russenfeindlichkeit ist so dumm und unpassend wie jeder Rassismus, jede identitäre Blödheeit. Besonders schlimm fand ich, dass russische Deserteure nich nur nicht willkommen waren, sondern quasi zurückgeschickt wurden - was besseres als desertieren hätten sie m.E nicht machen können.

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Kaneel

Eine scharfe Verurteilung der russischen Politik oder genauer des russischen Angriffskrieges ist nicht gleichzusetzen mit "Russenfeindlichkeit". 

ein Lebowski

Naja, das Problem ist halt, dass man anfangs sagte, ihr könnt kommen und als sie hier ankamen, mussten sie feststellen, dass ihre Anwesenheit dann doch nicht erwünscht war.

Kaneel

Ihre Antwort macht weder in Bezug auf den Artikel noch auf meinen Post Sinn. 

proehi

Da haben Sie recht. Allerdings scheint es häufig so zu sein, dass das Interesse nur für die berechtigte Verurteilung der russischen Politik und des Krieges reicht. Was dann wiederum einer faktischen Russenfeindlichkeit gleichkommen kann.

Wir leben nicht nur bezüglich des Ukrainekrieges in einer Zeit der scharfen Polarisation. Da bleiben wichtige Zwischentöne häufig auf der Strecke.

 

Kaneel

"Allerdings scheint es häufig so zu sein, dass das Interesse nur für die berechtigte Verurteilung der russischen Politik und des Krieges reicht. Was dann wiederum einer faktischen Russenfeindlichkeit gleichkommen kann."

So scheint das offensichtlich Ihnen bzw. so nehmen Sie das wahr. Mir scheint es so, dass einige, zu viele Menschen den russischen Angriff mit Ressentiments gegen "den Westen" rechtfertigen. Da finde ich dann keine oder nur schwer eine Gesprächsgrundlage. 

ich1961

Eindeutig nein.

Und wenn sich jemand von dem Größenwahnsinnigen losgesagt hat, hätte er auch hier her kommen können.

 

Anna-Elisabeth

"Und wenn sich jemand von dem Größenwahnsinnigen losgesagt hat, hätte er auch hier her kommen können."

Wir stellen uns das zu einfach vor. Wer sich offiziell(!) lossagt, kann auf unabsehbare Zeit nicht zurück - zu allem, was ihm lieb und teuer ist: Heimat, Freunde, Familie.

ich1961

Da stellt sich mir die Frage, was ist denn wichtiger?

Möglicher Weise in einen Krieg zu müssen und das Leben zu lassen - für einen Menschen, den man nicht mag, nicht respektiert usw. oder abzuwarten und dann - irgend wann - das Leben wieder leben zu können.

Für mich passt das alles nicht.

 

Anna-Elisabeth

"Für mich passt das alles nicht."

Wie könnte es auch. Wir sind nicht in der Situation und können auch nicht wirklich wissen, wie wir uns selbst verhalten würden. Angst um die Familie spielt sicher auch eine große Rolle.

Sisyphos3

dazu muß man natürlich verstehen können, dass es Menschen gibt die Dinge wie Heimat schätzen !

Humanokrat

<Und wenn sich jemand von dem Größenwahnsinnigen losgesagt hat, hätte er auch hier her kommen können.>

Ich glaube da unterschätzen Sie die alltägliche, mittlerweile breit ausgeprägte 'Russenaversion', die sich in den Köpfen der Leute festgesetzt hat. Mit welcher Selbstverständlichkeit russische Kultur ganz allgemein plötzlich verachtet wurde, Leute, die auf der Straße russisch sprechen, werden angepöbelt etc. . Oft mit dem scheinheilig wohltäterischem Argument, bereits die bloße Anwesenheit von Russen und Russischem könne man den Ukrainern ja nicht antun. 

Da wird zur nationalistischen Pauschalisierung und Polarisierung geradezu aufgerufen. Es ist zum fremdschämen. Würden Sie in einem solchen Umfeld leben oder arbeiten wollen? Und was macht uns das besser als jeder andere Rassismus? 

Sisyphos3

Russen auf der Straße anpöbeln ....

also ich wüsste nicht ob es sich um Russen oder Ukrainer handelt wenn ich einen treffe

sprachlich werden die Unterschiede ja nicht so groß sein das für mich zumindest zu erkennen

Anna-Elisabeth

//Eine scharfe Verurteilung der russischen Politik oder genauer des russischen Angriffskrieges ist nicht gleichzusetzen mit "Russenfeindlichkeit". //

Diese Feindlichkeit bekommen Russen aber dennoch hier in Deutschland deutlich zu spüren. Ganz besonders Künstler, die sich aus naheliegenden Gründen nicht offen gegen Putin aussprechen. Es fällt schon unangenehm auf, dass man hier nicht zwischen Zivibevölkerung und Militär unterscheidet. Manch ein Ukrainer ist da wesentlich klüger, aber bei denen steht wohl auch nicht so viel Moralin auf der Speisekarte.

ich1961

////Ganz besonders Künstler, die sich aus naheliegenden Gründen nicht offen gegen Putin aussprechen////

Und welche "naheliegenden Gründe" sollte es geben, die verhindern, das sich Menschen   nicht   gegen einen ungerechtfertigten Krieg stellen?

Künstler - aber auch Sportler u.a. - leben oft nicht mal in Russland.

 

w120

Aber auch diese haben Eltern, Geschwister, Freunde und Bekannte.

Kaneel

"Diese Feindlichkeit bekommen Russen aber dennoch hier in Deutschland deutlich zu spüren. Ganz besonders Künstler, die sich aus naheliegenden Gründen nicht offen gegen Putin aussprechen."

Es geht m.W. um bekannte, prominente Künstler/-innen, die sich in der Vergangenheit öffentlichkeitswirksam mit Putin gezeigt haben. 

"Manch ein Ukrainer ist da wesentlich klüger, aber bei denen steht wohl auch nicht so viel Moralin auf der Speisekarte."

Ich weiß nicht worauf Sie anspielen. Mitbekommen habe ich, dass ukrainische Sportler/-innen entschieden gegen eine Teilnahme von für Russland startende Sportler/-innen an Wettkämpfen sind. 

Sisyphos3

also in meiner Nachbarschaft wohnt ein (Weiss)russe

also ich würde  von mir aus nicht das Thema auf den Krieg lenken

so wenig wie ich bei einem geflohenen Palästinenser das Thema nicht auf die Hamas lenken würde

werner1955

Danke sehe ich auch so.

Humanokrat

Ich teile nicht so oft Ihre Meinung hier, diesmal jedoch uneingeschränkt. Aus dem Angriffskrieg eines diktatorischen Autokraten den Hass und die Ablehnung aller Russen und allem Russischen zu machen grenzt auch für mich an Rassismus. Allerdings ist es einer, der kaum auf Kritik stößt, weil er all jenen zupass kommt, die die Welt in Gut und Böse einteilen und dazwischen eine hohe Mauer errichten wollen. 

Wie klug UND human wäre es gewesen, Leute wie diesen IT Spezialisten hier willkommen zu heißen und Ihnen jobmäßig 'den roten Teppich' auszurollen. Aber der allgemeine Rechtsruck in Deutschland geht so weit, dass selbst ansonsten aufgeklärte Menschen - Anhänger aller Parteien - hierzulande eifrig in primitive Ressentiments verfallen. Selbst Kulturveranstaltungen mit russischer Musik werden abgesagt, was ich für einigermaßen irre halte. 

In dieser Lage mache ich mir sehr große Sorgen um die Zukunft. Man kann kaum noch an sein Land und seine Mitmenschen glauben. 

ich1961

Mit all den Aussagen liegen Sie m. M. n. falsch.

In "gut und böse" habe ich zuletzt in Kindertagen Menschen eingeteilt. 

Aber es ist sicherer, wenn man nicht immer das Gute in den Menschen vermutet. (War bei dem Attentat von 

A. Amri in Berlin schon Thema).

Und wenn sich jemand  - z. B. Frau Netrebko oder auch Sportler,  nicht eindeutig gegen den Krieg und den Größenwahnsinnigen stellen - dann ist das Pech.

Und der Rechtsruck in Deutschland hat eher nichts mit Russland oder den Russen zu tun - die Rechten hofieren doch Putin geradezu.

 

Humanokrat

Zitat: In "gut und böse" habe ich zuletzt in Kindertagen Menschen eingeteilt. 

Ich habe Sie weder angesprochen noch gemeint. Aber Sie scheinen sich angesprochen zu fühlen. 

Aber es ist sicherer, wenn man nicht immer das Gute in den Menschen vermutet.

'Sicherer' deutet an, dass es um Angst geht. Angst ist die Mutter aller Vorurteile und Ressentiments. 

Und wenn sich jemand  - z. B. Frau Netrebko oder auch Sportler,  nicht eindeutig gegen den Krieg und den Größenwahnsinnigen stellen - dann ist das Pech.

Ich glaube Sie machen sich die Konsequenz eines solchen 'Lossagens' nicht ganz klar. Alles hiner sich lassen und seine zurückgebliebenen der Willkür staatlicher Repression aussetzen. Mal so eben. Sorry, das ist naiv. 

...die Rechten hofieren doch Putin geradezu.

Und gleichzeitig schüren Sie Fremdenfeindlichkeit und Hass wo sie nur können. Rechts ist nicht immer der, der rechts wählt. Sondern eher derjenige, der die Zwischentöne und Differenzierungen ablehnt. 

harry_up

Ihr Kommentar erstaunt mich, angesichts der Tatsache, dass selbst in diesem Forum immer wieder zum Ausdruck gebracht wurde:

Der Zorn richtet sich gegen Putin und seine Speichellecker und nicht pauschal gegen das russische Volk. 

Auch wenn es hier trotzdem zu Ablehnungen oder Anfeindungen gegen nach hier ausgewanderte Russen gab, brauchen Sie sich m. E. um die Zukunft deswegen sicher keine Sorgen zu machen.

 

saschamaus75

>> Der Zorn richtet sich gegen Putin und seine Speichellecker und nicht pauschal

>> gegen das russische Volk. 

 

Da habe ich hier im Forum aber andere Erfahrungen gemacht. -.-

 

Humanokrat

Der Zorn richtet sich gegen Putin und seine Speichellecker und nicht pauschal gegen das russische Volk. 

Das bezweifele ich. Ich habe in meinem näheren Umfeld erlebt, dass Russen - gleich welcher politischen Haltung - blanker Hass und Ablehnung entgegengebracht wurde. Wenn Sie heutzutage in D in der Öffentlichkeit russich sprechen, russische Musik spielen wollen oder eine russischen Ballettänzer auftreten lassen wollen, dann können Sie was erleben. 

Selbst wenn ich nur diese Mahnung zur Toleranz, Verständigung und nicht-Pauschalisierung hier vertrete, wird das offensichtlich nicht verstanden, sondern sofort polarisiert. Quod erat demonstrandum. 

Und Sie wissen, dass ich ein schärfster Kritiker jeglichen Autoritarismus und Populismus bin. Und genau deswegen. 

schabernack

➢ Wenn Sie heutzutage in D in der Öffentlichkeit russich sprechen, russische Musik spielen wollen oder eine russischen Ballettänzer auftreten lassen wollen, dann können Sie was erleben.

Man verbindet die Sprache, die die Staatsfaschisten sprechen, auch dann mit der Barbarei, wenn sie aus dem Mund derer kommt, die etwas anderes sagen, was man aber nicht versteht.

In meinen Ohren klingt Russisch heute widerlich, aber das war nicht immer so. Einst fand ich den Klang von Russisch nur nicht schön ohne Verbindung zu Menschenfeindlichkeit.

Das alles hat der mir unbekannte Russe nicht, den ich sprechen höre, aber nicht verstehe. Widerlich bleibt der Klang von Russisch unter den Umständen der Zeit dennoch.

Es ist unmöglich, dass Einzelpersonen völlig unbeeinflusst bleiben in der Sprachbewertung, wenn die Sprache der Politischen Führung die Sprache der Mörder ist.

Es gab eine Zeit, da war es mit Deutsch und mit Japanisch genau das gleiche.

Sisyphos3

ich finde es gut wenn man um die Gefahren von Vorurteilen und deren Entstehen weiß, 

man kann dann sein Hirn einschalten und gegenlenken

heribix

Sehen Sie ihr Kommentar verkörpert alles was der User meinte.  

Anna-Elisabeth

Ich teile auch nicht immer Ihre Meinung, aber besonders hier stimme ich ausdrücklich zu:

"Selbst Kulturveranstaltungen mit russischer Musik werden abgesagt, was ich für einigermaßen irre halte." 

Das IST irre.

"In dieser Lage mache ich mir sehr große Sorgen um die Zukunft."

Wenn wir schon im Privaten nicht aufhören, Menschen nach ihrer Herkunft zu beurteilen und nachdem, wie sie sich uns gegenüber verhalten, sehe ich schwarz. 

Kultureller Austausch ist aus meiner Sicht auch die einzige Möglichkeit, Hass gar nicht erst aufkommen zulassen. Das ist der Bereich, in dem nicht nur das Heute zählt, sondern ganz besonders auch das Morgen und das sollte man nie aus den Augen verlieren.

 

nie wieder spd

Es wäre viel interessanter, wenn man mal erfahren könnte, wieviele Russen aus Russland geflüchtet sind, weil sie tatsächlich asylrelevante Gründe angegeben haben? Die Absicht zu desertieren oder der Vollzug einer Desertierung ist zumindest kein Grund für Asyl. Dann bekommt man als Mensch kaum Unterstützung, beherrscht die Sprache nicht und lebt wegen der drohenden Abschiebung in ständiger Unsicherheit. Da kann man auch gleich zu Hause bleiben, bzw ist Georgien die bessere Wahl. Besonders, wenn man auch nicht in Deutschland erwünscht ist. 

Auch interessant wäre, ob flüchtigen Russen in Deutschland grundsätzlich unterstellt wird, Spionage zu betreiben. Möglich wäre das ja. 

Anna-Elisabeth

"Auch interessant wäre, ob flüchtigen Russen in Deutschland grundsätzlich unterstellt wird, Spionage zu betreiben. Möglich wäre das ja." 

Es wird niemals eine vollkommene Sicherheit geben. Wölfe im Schafspelz gibt es viele. Was wäre die Konsequenz?

Vielleicht übe ich ja heute selbst meinen Traumberuf aus Jugendtagen aus und hübsche meine Rente mit Spionage für fremde Mächte auf? 

rolato

Er war in Georgien und nicht im " Westen"

Bernd Kevesligeti

Im Frühjahr 2022 hörte man in den Medien einiges über die Ausgereisten. Später verstummten Meldungen darüber. Wahrscheinlich, weil sich das alles als nicht so erfolgreich herausgestellt hat. Besonders Kulturschaffende haben wohl kaum im Westen Fuß fassen können, so dass es sich auch wirtschaftlich lohnt. 

 

Dafür setzen sich jetzt Ärztinnen aus einem anderen Land ab, wegen der Furcht vor Einberufungen.

 

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Möbius

Nicht nur Ärztinnen. Es gibt eine Registrierungspflicht für bestimmte Berufe. In Polen und GB sind Geflüchtete auch nicht mehr davor sicher, zurückgeschickt zu werden. 

Bernd Kevesligeti

Und Pflegerinnen und Apothekerinnen. Laut dem österreichischen Medium Exxpress.

falsa demonstratio

"Laut dem österreichischen Medium Exxpress."

Tolle Quelle

Lt. Wikipedia ist Exxpress  ist ein seit März 2021 bestehendes österreichisches, der ÖVP und der FPÖ nahestehendes Boulevard-Onlinemedium.

Humanokrat

Viele Kulturschaffende mussten hier lernen, dass man wegen des Angriffskriges Putin's russische Kultur einfach komplett von den Spielplänen gestrichen hat. Was man damit zum Ausdruck bringen wollte, ist mir ein Rätsel, aber angekommen ist, dass man offensichtlich die Taten eines Diktators uneingeschränkt und reflexhaft auf die russische Geschichte, Kultur und Bevölkerung projiziert. Wahrscheinlich rückt dann das einfache Gut-Böse Weltbild wieder gerade und man kann weiter ungestört in seinen Stereotypien verharren. 

Dass es sich dabei um eine peffide - weil breit akzeptierte - Spielart des Rassismus handelt, scheint kaum jemanden zu stören. Erinnert mich an Leute, die seit Jahren nicht mehr in die USA fahren, weil dort Trump Präsident war. Damit ist ganz USA passè im Horizont dieser Leute. Dass es auch eine ganz andere USA gibt, kann und will man nicht mehr lernen. Die Richtung ist mehr Hass, mehr Aversion, mehr Vorurteile, weniger Verständigung, weniger Annäherung. 

nie wieder spd

„Was man damit zum Ausdruck bringen wollte, ist mir ein Rätsel, …“

Dass das Land der Dichter und Denker zum Land der undifferenzierenden Kulturbanausen geworden ist. 

ich1961

Das ist bei Ihnen so angekommen - bei mir nicht.

heribix

Ist trozdem die Wahrheit aber in Deutschland hat daß verbieten von Kultur anderer Völker lange Tradition bis hin zu Bücher und Kunstverbrennung.

Möbius

Immerhin wird die Realität anerkannt. 90% der IT Spezialisten sind wieder zurück in Russland. In den Westen ist fast niemand gegangen. Wieso auch? 

 

Einberufen wurden im letzten Herbst ohnehin nur die Leute, die auch von militärischem Nutzen sind. 

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zöpfchen

Woher haben Sie die Zahl 90%? Aus einem Leitartikel Putins in der letzten Ausgabe der Pravda (Wahrheit) ?

Der economist geht in seiner Ausgabe vom 23 August von 800-900 Tausend Emigranten aus. Zumeist Menschen mit Top Qualifikationen. 

Der Großteil  übrigens nicht in den Westen, sondern in angrenzende Länder.

Wer klug ist, wartet die Wahlen im Frühjahr ab. Danach droht eine massive Mobilisierungswelle. 

Sisyphos3

oder sie gehen nach Thailand

wie ein dorthin ausgewanderter Kumpel berichtet

wo sie friedlich mit kriegsunlustigen Ukrainern am Strand sitzen und Bier trinken

Möbius

Oder so. In Deutschland gibt es große Aversion dagegen über ukrainische Deserteure zu berichten - schon seit 2014. 

Möbius

Wovon der Economist ausgeht ist doch ziemlich egal. 

 

Wäre jemand nach Deutschland gegangen gäbe es einen Artikel darüber. 

wie-

>> Wäre jemand nach Deutschland gegangen gäbe es einen Artikel darüber. 

Warum?

Oberlehrer

Ihr Zahlen sind wie immer frei erfunden.

Aber darum geht es auch nicht. Realität ist aber, dass nur wenige Russen dauerthaft in Europa sind. 

Ganz anders sieht dies in Thailand, Indien und vor allem Sri Lanka aus.

In allen drei Ländern hat sich mittlerweile eine sehr große Gruppe (die Russen selber sprachen alle von drei Millionen, ich halte dies aber für übertrieben, aber diese Zahl wurde immer wieder genannt) von Russen niedergelassen und eine eigene russische Infrastruktur erarbeitet:

Abertausende Russen arbeiten für russische Touristen, was den lokalen Touristenunternehmen (Hotels, Führer, Fahrer, Restaurants) gar nicht gefällt.

Die Beliebtheit der Russen ist hier sehr überschaubar, das liegt aber nicht am faschistichen Überfall Putin auf die Ukraine, sondern an der geringen Bereitschaft die lokale Kultur zu respektieren.

Sisyphos3

da gibt es in Thailand ein ganz anderes Feld für Russinnen, bei den vielen Touristen aus China und Indien ne faszinierende nicht alltägliche Verlockung

und zum Thema lokale Kultur zu respektieren, da haben andere auch so ihre Probleme

Möbius

Das ist aber ein sehr eigenartiges Bild von russischen Frauen, das Sie da an den Tag legen. 

 

Da müssen Sie garnicht so weit weg: in Frankfurt am Main oder in Berlin dominieren Ukrainerinnen  in diesem Business. 

Oberlehrer

Ich rede hier nicht von Ihren mehrwürdigen Phantasien, sondern von sehr genauen eigenen Erfahrungen und Gesprächen mit Dutzenden von russischen Familien und einzelnen russischen Männern, sowie mit ihr gut bekannten lokals aus den drei genannten Ländern.

 

Möbius

Also das es in Urlaubsorten  viele Russen und Ukrainer gibt (nicht nur in Südostasien, auch in der Türkei und in Südeuropa) ist schon seit 20 Jahren so … 

 

Als ich 2003 mit meiner Frau in Nizza war, war das Zimmermädchen aus der Ukraine und die Hauptstraße voll mit russischsprachigen  Plakaten in den Schaufenstern … 

 

Und natürlich habe ich die Zahlen nicht erfunden, das ist die offizielle Feststellung der russischen Regierung. 

Oberlehrer

Das mag ja sein, ich rede hier von Kriegsflüchtlingen, die sich in den letzten eineinhalb Jahren versucht haben eine Existenz aufzubauen.

Dies geht in Sri Lanka ziemlich einfach, in Thailand ist es deutlich schwerer und in Indien passiert dies, ob der sehr strengen Visaregeln oft illegal.

In Sri Lanka ist der weitaus größte Teil der Russen.

In vielen Urlaubsorten liest man an den Häuserwänden "tötet Putin" auf Kyrillisch und Englisch und neue in keinem der drei Länder trifft man nennenswerte Anzahlen von Ukrainern.

Nach meiner subjektiven Einschätzung, halten ca. 90% der Russen Putin für "verrückt", auch hier ist das wording immer gleich, weder Begriffe wie Massenmörder, Faschist, Diktator oder ähnliched hört man, nur immer "crazy".

wie-

>> Und natürlich habe ich die Zahlen nicht erfunden, das ist die offizielle Feststellung der russischen Regierung. 

Eine der kleptokratischen Regierungen, die bekannt für gefälschte Wahlergebnisse und gefälschte Gründe für Angriffskriege sind?

Tino Winkler

Ihr Wunschdenken dürfen Sie gern behalten, aus gefährlichen Regimen wie Russland gibt es immer viel mehr Menschen die das Land verlassen werden, als dahin zurückzukehren.

Schauen Sie sich mal die Studentenzahlen von Ausländern in Russland, China, Ungarn an, da finden sie kaum Menschen aus demokratischen Staaten.

Adeo60

Wie verzweifelt müssen Fachkräfte sein, dass sie Haus und Hof, Freunde und den sicheren Arbeitsplatz zurücklassen, um aus Russland zu fliehen. Einige kehren nunmehr zurück, wohlwissend, dass auf sie ein Platz in einem der berüchtigten russischen Straflager warten könnte. Man sitzt also auf "gepackten Koffern".

Die Quote von 90% Rückkehrern scheint mir ziemlich übertrieben. Wer Russland den Rücken gekehrt hat, hat dies wohlüberlegt getan. Die Ablehnung des Ukraine-Krieges dürfte auch bei den Rückkehrern Bestand haben. Vielleicht eine heranwachsende  Opposition, die meinungsbildend wirken könnte. 

Linkseinbiegen-Statt-Rückwärtsfahren

Gibt es wirklich Russen, die wieder zurück nach Russland gehen?

Die müssen doch damit rechnen, in den Krieg geschickt zu werden? 

 

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Möbius

Nein, müssen sie nicht. Erstens sind keine weiteren Mobilisierungen geplant. Zweitens wurden diejenigen die sich der Einberufung entziehen wollten, schon fast alle an der Ausreise gehindert. 

 

Die Einberufung ist außerdem an relativ enge Kriterien gebunden. 

 

Und schließlich haben sich allein im ersten Halbjahr 2023 über 200.000 Frewillige für den Kriegsdienst gemeldet, da braucht man keinen Zwang mehr. 

zöpfchen

Sie haben recht. Bis zur Wiederwahl Putins (wohl ohne Gegenkandidaten) im Frühjahr gibt es nur die aktuelle Krypto-Mobilisierung.

Danach erwartet das angesehene ISW eine neue Mobilisierung. Alexej könnte diesmal dabei sein! 

R A D I O

Der gute Alexej (der im richtigen kleben anders heißt) haut dann haut wieder ab.

Möbius

Das Pentagon-nahe ISW ist ja nicht gerade eine verlässliche Quelle was Russland anbelangt … 

 

Ich kann mich nicht erinnern das irgendwelche „Erwartungen“ des ISW schon mal eingetroffen wären - waren das nicht die die seit einem Jahr behaupten, das Russland Raketen und Munition ausgehen ? :-) 

gelassenbleiben

und fünftens ist es ja offiziell kein Krieg, sondern sei es ja eine Spezialoperation

Sie werden wohl nachlässig

Hanns Guck In Die Luft

Da Ukrainer, die sich dem Wehrdienst durch Einreise nach Rußland entziehen, nicht der russischen Wehrpflicht unterliegen, ist die Wahrscheinlichkeit, daß russische Rückkehrer eingezogen werden, offensichtlich gering.

R A D I O

Alexej, "der im richtigen Leben" anders heißt, rechnet nicht damit. Hat son Wisch von der Bank, wo er jetzt als Spezialist arbeitet. Alexej dürfte den Krieg alleine ja auch nicht gewinnen. Alexej, Einzelmann, alles Gute! Ich fühl mich informiert.

Tino Winkler

Die kehren zurück weil deren Familien existenzielle Nachteile in Russland passieren könnten.

Die Geheimdienste KGB, MfS sind Profis was Zersetzung von Menschen, Familien oder nahe Angehörige angeht und Putin als ehemaliger Geheimdienstchef ist der Oberprofi.

Möbius

Der Titel ist mal wieder gewohnt suggestiv. 

Denn die Aussage im Titel-Zitat bezieht sich auf den Westen, nicht auf Russland (was zuerst aber so erscheint), und wo der IT Spezialist offenbar sehr wohl wohlwollend wieder aufgenommen wurde. 

 

Leider sagt der Artikel nichts darüber aus, ob der Mann überhaupt von Einberufung bedroht gewesen wäre oder ob die spontane Ausreise mehr eine Kurzschlusshandlung war. 

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harry_up

Für mich hätte der Untertitel auch lauten können:

"Alles easy."

Stein des Anstosses

Die Ausreise ohne seine Freundin stand zeitlich im engsten Zusammenhang mit der Mobilmachung.

Die TS saß bei der Ausreise leider nicht auf dem Rücksitz, um Ihnen die Frage im Detail beantworten zu können.

Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass es keine Kurzschlusshandlung war, sondern dass er auf Nummer sicher gehen wollte.

Wo Sie im Artikel den stärkeren Bezug auf den Westen als auf den Protagonisten finden, ist mir ein Rätsel.

AuroRa

Wohlwollend aus der Not heraus! Der kleine Einzelhandelverkäufer, der ebenfalls zurückgekehrt ist, ist plötzlich “verschwunden” - wie seltsam! 

Möbius

Welcher Einzelhandelsverköufer ? 

Tino Winkler

Eventuell hat der russische Geheimdienst den Rest der Familie in Russland eine ungewisse Zukunft in Aussicht gestellt.

Wer Journalisten ermordet oder Oppositionspolitiker aus Fenster stürzen lässt oder im Gulag einsperrt ist zu vielen Dingen möglich die uns wie Alpträume vorkommen.

Möbius

Solche Dinge kommen tatsächlich vor in dem Land das ja alle Deutschen offiziell für eine lupenreine Demokratie halten müssen. 

 

In Russland habe ich von so etwas noch nie gehört. 

Grossinquisitor

Im Westen besteht wohl auch die Sorge, dass mit den russischen IT-Experten Trojaner ins Land kämen.  

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ich1961

Ich  denke, nicht ganz zu unrecht.

Tino Winkler

Natürlich wird der russische Geheimdienst Trojaner in den Westen lassen. 

Die Geheimdienstprofis des MfS haben ja auch Guilliome direkt bei Willy Brandt positioniert und Putin als ehemaligen russischen Geheimdienstchef ist das nicht nur zuzutrauen.